- Pharma [+]
Männergesundheit
„PATIOSpots“ launcht neue Video-Reihe zu Prostatakrebs
Die österreichische PATIOSpots App ist ein digitaler Helfer von Betroffenen für Betroffene im Alltag. Das Ziel der PATIOSpots Initiative, die bis dato unter der Führung des Ludwig Boltzmann Instituts Applied Diagnostics entwickelt wurde, war und ist, wertvolle Informationen Betroffenen leicht zugänglich zu machen und vor allem auch tabuisierte Themen gezielt anzusprechen und aufzubrechen.
In den vergangenen Monaten konnte das Team um PATIO unter der Leitung von Univ.-Prof. Mag. Dr. Markus Mitterhauser weitere wichtige Unterstützer:innen, darunter Alfons Haider und Richard Lugner, sowie Fachexpert:innen für eine neue Video-Reihe gewinnen: Martina Löwe (Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe), Alexander Greiner (freier Journalist, Moderator, Vortragender und Betroffener), Magdalena Zibulenski (praktizierende Physiotherapeutin) und Thomas Fröhlich (Sexualtherapeut) sprachen unter anderem zu den Themen Diagnose und Vorsorge „Prostatakrebs“, Physiotherapie, Selbstfürsorge, Sexualität, Partnerschaft und Inkontinenz. Die Videos sind auf der PATIOSpots Website und auf Social-Media-Kanälen zu sehen.
Bereits seit Langem wird die Bedeutung von Sexualberatung und Physiotherapie bei Prostatakrebs unterschätzt. Besonders nach einer Diagnose wie Prostatakrebs stehen viele Männer vor erheblichen physischen und emotionalen Herausforderungen. Trotz der drängenden Problematik hat sich die Hilfesuche bei Prostatakrebs bisher kaum in der Gesellschaft verankert. Angebote zur effektiven Unterstützung Betroffener sind vorhanden, angenommen werden sie selten. „Es soll eine Normalität sein, dass Männer diesen wichtigen Vorsorgetermin in Anspruch nehmen, genauso wie wir Frauen es tun“, so Martina Löwe, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe, im Interview mit PATIO. Doch um das zu erreichen, müsse man, so Löwe, Männer anders ansprechen als Frauen: Angst nehmen und den Termin beim Urologen normalisieren. Die mangelnde Aufklärung über Vorteile angebotener Therapien spiegelt sich auch in der direkten Arbeit mit den Betroffenen wider.
„Die wenigsten Männer sind mit ihrer Anatomie vertraut und wissen daher nicht, was Beckenbodenmuskulatur ist“, erklärt PhysiotherapeutinMagdalena Zibulenski. Auch hinsichtlich der psychischen Betreuung von Patienten schreibt Sexualberater Thomas Fröhlich: „Der Prostatakrebs mag uns betroffenen Männern zwar die eine oder andere gewohnte sexuelle Ausdruckraft nehmen, aber man(n) kann sich auch neue lustvolle Ebenen erarbeiten.“ Welchen Erfolg ihre Arbeit verzeichnet, erfahren die beiden direkt von den Betroffenen. So freut sich Zibulenski über die Aussage ihrer Klienten, ihre Arbeit rufe wieder Frühlingsgefühle in ihnen hervor, während Fröhlich einen Klienten zitiert: „Sie haben meine Beziehung gerettet.“
Information, Orientierung, Kommunikation
Die App ist ein weiterer bedeutender Schritt in Richtung personalisierter Medizin. Ein wichtiger Teil der Digital Health Tools wird sich zukünftig nicht nur auf Vorsorge, Diagnose und Behandlung von Krebserkrankten konzentrieren, sondern auch praktische Lösungen als Schlüssel in der Gesundheitsversorgung von morgen bereitstellen. Das Team von „PATIO“ erforscht gemeinsam mit Betroffenen die Bedürfnisse Prostatakrebs-Erkrankter und ihres sozialen Umfelds. Dieses Wissen fließt in die App und die Website ein. Beide Hilfsmittel sollen User:innen durch den Alltag navigieren und beinhalten verschiedene Features, wie beispielsweise einen Toilettenfinder, wertvolle Infos zu wichtigen Anlauf- und Gesundheitsstellen, zur rechtlichen Situation am Arbeitsplatz sowie zu finanziellen und gesundheitlichen Unterstützungsansuchen.
„Ein wichtiger Teil der Aufklärungsarbeit ist auch das Aufräumen mit Mythen und der Aufbau einer Community“, so Univ.-Prof. Dr. Mitterhauser. Im Forum „PATIOLounge“ sollen Betroffene Antworten von Betroffenen auf ihre Fragen finden, wie beispielsweise „Sage ich es den Angehörigen?“, „…und meinen Arbeitskolleg:innen?“, „Wie wird mein/e Partner:in reagieren?“, „Wie soll ich mich auf eine OP vorbereiten?“, „Wie lange nach der Therapie falle ich am Arbeitsplatz aus?“
Unterstützt wird PATIOSpots von Univ.-Prof. Dr. Shahrokh F. Shariat, Vorstand der Universitätsklinik für Urologie und Leiter des Comprehensive Cancer Center von MedUni Wien/AKH Wien, sowie von der Medizinischen Universität Wien, vom Comprehensive Cancer Center, vom Berufsverband der Österreichischen Urologie (BVU), von der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie (ÖGU) sowie von der Österreichischen Krebshilfe.
Inhalte der aktuell veröffentlichten Video-Reihe: Martina Löwe (Geschäftsführerin der Krebshilfe)
- Frauenkrebs und Männerkrebs im Vergleich
- Früherkennung
- Angebote für Betroffene
- Hilft es, über Krebs zu reden?
Alexander Greiner (freier Journalist, Moderator, Vortragender)
- Humor als Bewältigungsmechanismus
- Stigmata und Reaktion auf Männerkrebs
- Männergesundheit
- Sich über Krebs informieren
- Bewältigung und persönlicher Umgang mit dem Thema Krebs
Thomas Fröhlich (Sexualtherapeut)
- Sexualleben in der Beziehung
- Rolle der Partnerin/des Partners, „wenn Mann nicht mehr kann“
- Umgang mit sich selbst („Mann lass mich nicht hängen“ und „Das hab’ ich nicht verdient!“)
- Umgang mit Zeugungsunfähigkeit
- Selbsthilfegruppen als sozialer Stützpunkt
- Gesprächstherapie infolge einer Prostatakrebsdiagnose
Magdalena Zibulenski (praktizierende Physiotherapeutin)
Physiotherapeutische Spezialisierung auf Prostatakrebs
Anatomie des männlichen Beckenbodens
Offener und direkter Zugang zu Prostatakrebs
Kommunikation zwischen Patient und Therapeutin (einfache Sprache)
Beckenbodentraining
Orgasmus ohne Erektion
Erektile Dysfunktion (Anwendung der Vakuumpumpe; „use it or lose it“)
Über PATIO – Betroffene verstehen! Prostatakrebs gesamtheitlich betrachten!
Eine Initiative des Ludwig Boltzmann Instituts Applied Diagnostics
Das Erfahrungswissen haben die Betroffenen – das sind Prostatakrebspatienten sowie deren Angehörige. Ihr Wissen bündelt die Initiative „PATIO“ (= Patient Involvement in Oncology) und bereitet den Weg dafür, dass es in die wissenschaftliche Forschung einfließen kann. Die Initiative „PATIO“ steht für eine individualisierte Medizin, die den Prostatakrebs-Patienten künftig vor, während und nach der Behandlung begleiten soll – zugeschnitten auf seine Bedürfnisse. Um die Gesundheitsversorgung von morgen gestalten zu können, forschen aktuell neun Patienten und eine Angehörige im Projekt mit. Ziel ist es, die neuen, hochwertigen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten mit der direkten Erfahrung und dem Alltagswissen stimmig zu ergänzen. Mehr Informationen unter www.patiospots.com