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Österreich
Studie enthüllt anhaltenden Informationsmangel zur Krebsvorsorge
IMAS International präsentiert alarmierende Ergebnisse und zeigt Handlungsbedarf auf dem Weg zum Weltkrebstag. So sind zum Beispiel 23 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab 16 Jahren der Meinung, dass Raucher:innen kein erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu erkranken und 15 Prozent geben an, dass es auf die Dosis ankommt.
Die wichtigsten Studienergebnisse im Überblick:
• Studie identifiziert den unveränderten Awareness-Information-Gap: Seit der letzten Befragung im Oktober 2022 hat sich an der Informationslage rund um die Krebsvorsorgeuntersuchungen kaum etwas verändert, die Österreicher:innen fühlen sich seit letztem Jahr nicht besser informiert.
• Etwa ein Viertel der Österreicher:innen gibt an, noch nie bei einer Krebsvorsorgeuntersuchung gewesen zu sein.
• Zur Förderung von Vorsorgeuntersuchungen erachten zwei Fünftel der Österreicher:innen eine Erinnerungs-SMS oder ein Anschreiben als nützlich. Rund ein Drittel bevorzugt ein Einladungssystem mit Erinnerung.
• 23 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab 16 Jahren sind der Meinung, dass Raucher:innen kein erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu erkranken und 15 Prozent geben an, dass es auf die Dosis ankommt
IMAS International präsentiert im Vorfeld des Weltkrebstages am 4. Februar eine umfassende Erhebung zum Krebsvorsorgeverhalten der Österreicher:innen. Die Ergebnisse, die heute in Wien vorgestellt wurden, geben einen Einblick in das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung. Laut der Untersuchung beschreiben zwei Fünftel der Österreicher:innen ihren Gesundheitszustand als „sehr gut“, während ein weiteres Drittel ihn als „gut“ einschätzt. Zudem zeigt sich, dass für die Mehrheit der Bevölkerung regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen von großer Bedeutung sind. Auf einer 5-stufigen Skala, bei der 1 als „sehr wichtig“ gilt, vergibt die Hälfte der Befragten die Bestnote. Allerdings offenbart die Studie eine bedeutende Diskrepanz im Informationsstand über die relevanten Untersuchungen, wie DDr. Paul Eiselsberg vom Institut IMAS betont: „Trotz des mehrheitlich guten Informationsgefühls der Österreicher:innen besteht Verbesserungsbedarf: Etwa jede:r Sechste fühlt sich überhaupt nicht oder eher nicht gut informiert, was einer Note von 4 oder 5 auf der Skala entspricht."
Digitalisierung als Wegbereiter für verbesserte Vorsorgebeteiligung
Julia Fuchs, von MSD Österreich, unterstreicht in der Pressekonferenz die zentrale Bedeutung der Digitalisierung als treibende Kraft in der Krebsvorsorge. Sie setzt sich dafür ein, das Bewusstsein für Vorsorgeuntersuchungen zu stärken und den „Awareness-Information-Gap“ zu schließen. Inspiriert von bewährten Praktiken in der Gastronomie schlägt Fuchs vor, Erinnerungsmails einzuführen, um die Vorsorgebeteiligung zu erhöhen. Laut der Studie bevorzugen zwei Fünftel der Österreicher:innen ab 16 Jahren eine Erinnerungs-SMS oder ein Anschreiben, um den empfohlenen Vorsorgetermin wahrzunehmen. Diese digitalen Maßnahmen, darunter auch Einladungssysteme und automatische Terminvergaben, sollen nicht nur die allgemeine Vorsorgebereitschaft fördern, sondern auch gezielt junge Menschen zur Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen animieren.
Früherkennung und innovative Therapien im Fokus
Dr. Philipp Jost, Professor für Onkologie an der MedUni Graz, präsentiert aufschlussreiche Einblicke in das Verhalten von Patient:innen im Hinblick auf den Zeitpunkt ihres Arztbesuchs während einer möglichen Krebserkrankung und betont die entscheidende Bedeutung der Früherkennung. Der renommierte Experte für molekulare Tumortherapie stellt im Zuge der Pressekonferenz innovative Therapiemöglichkeiten vor: „Die Früherkennung von Krebserkrankungen, wie Lungenkrebs, Melanom oder Brustkrebs, ist von unschätzbarem Wert. Als Onkologe erlebe ich im klinischen Alltag laufend, wie eine rechtzeitige Diagnose die Überlebenschancen der Patient:innen deutlich verbessert. Innovative Therapien wie die Immuntherapie eröffnen dabei neue Wege in der Krebsbehandlung. Das Bewusstsein für die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen muss daher in der Bevölkerung noch stärker werden. Durch die Kombination aus verbesserten Früherkennungsmethoden und innovativen Therapieansätzen können wir gemeinsam das Gesundheitswesen nachhaltig prägen und den Kampf gegen Krebs erfolgreich führen."
Seine fachliche Expertise bietet spannende Perspektiven für die Zukunft der Krebsbehandlung, indem Wege aufzeigt werden, wie eine verbesserte Früherkennung sowie innovative Therapieansätze das Gesundheitswesen nachhaltig prägen können.
Lungenkrebs als zentrale Herausforderung für das Gesundheitswesen
Daten zu Krebserkrankungen in Österreich zeigen, dass mit etwa jedem fünften Krebssterbefall (21%) Lungenkrebs bei Männern den ersten Rang unter den krebsbedingten Todesursachen einnahm, bei Frauen stand er nach Brustkrebs an zweiter Stelle (17%).[1] Eine alarmierende Erkenntnis aus der Studie ist in diesem Zusammenhang, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung kein erhöhtes Krebsrisiko durch das Rauchen wahrnimmt. Ehemalige Raucher:innen nennen als Begründung für die Überwindung der Sucht dennoch vermehrt das Gesundheits- und Krebsrisiko, welches mit dem Rauchen einhergeht. Zu diesem Thema äußert sich Prof. Dr. Bernd Lamprecht, Facharzt für Pneumologie und Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum Linz. Er betont die Dringlichkeit von präventiven Maßnahmen und erläutert weiter: „Die hohe Zahl der Raucher:innen in Österreich und die damit einhergehenden gesundheitlichen Risiken, insbesondere in Bezug auf Lungenkrebs, erfordern dringend unsere Aufmerksamkeit. Es ist alarmierend, dass ein Viertel der Bevölkerung das erhöhte Krebsrisiko durch Rauchen nicht wahrnimmt. Als Präsident der österreichischen Lungengesellschaft möchte ich betonen, wie wichtig präventive Maßnahmen zur Lungenkrebsvorsorge sind. Wir müssen das Bewusstsein schärfen, um das Rauchen einzudämmen und die Anzahl der Lungenkrebsfälle zu reduzieren. Jeder einzelne Schritt in Richtung einer rauchfreien Gesellschaft kann Leben retten." Die Diskussion über Lungenkrebs und seine Prävention nimmt daher einen zentralen Platz in der aktuellen Debatte um die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung ein.
Zur Studie
Die Studie wurde von IMAS International, Institut für Markt- und Sozialanalysen GmbH, durchgeführt. Die Interviews der 1.016 Personen erfolgten von 11. Oktober bis 5. November 2023. Die Befragten wurden ab 16 Jahren repräsentativ für die österreichische Bevölkerung und nach Quoten für Alter, Geschlecht und Region ausgewählt. Die maximale Schwankungsbreite für diese Gruppe beträgt +/- 3,1 Prozentpunkte bei einem Signifikanzniveau von 95,45 Prozent. Summen von Prozentwerten, die nicht genau 100% ergeben, resultieren aus Rundungsdifferenzen.
Die wichtigsten Ableitungen aus der Studie auf einen Überblick:
• Gesundheitszustand hängt von Alter, Bildung und Einkommen ab – Gesundheitskompetenz
• Menschen mit sehr gutem Gesundheitszustand betreiben auch mehr Aufwand für die Gesundheit
• Awareness-Information-Gap: Bedeutung der Krebsvorsorgeuntersuchung ist im Bewusstsein stark verankert, aber Informationsdefizit herrscht vor: von 53 % Bewusstseinspriorität rutscht der Informationsstand auf 25 % ab (Top-Box Werte)
• Altersgefälle bei Krebsvorsorgeuntersuchungen deutlich: mit dem Alter nimmt der Anteil der Teilnehmenden deutlich zu
• Rund ein Viertel geht von keinem erhöhten Krebsrisiko durch das Rauchen aus, ehemalige Raucher:innen nennen als Begründung für die Überwindung der Sucht dennoch vermehrt das Gesundheits- und Krebsrisiko, welches mit dem Rauchen einhergeht
• 29 % untersuchen sich selbst regelmäßig auf Anzeichen von Hautkrebs, die entscheidenden Faktoren für eine aktive Selbstkontrolle sind das steigende Alter, höhere Bildungs- und Einkommensverhältnisse sowie bereits durchgeführte Vorsorgeuntersuchungen der Teilnehmenden
[1] Quelle: Statisk Austria (2022) Krebserkrankungen in Österreich
Ergänzende Informationen zum Titelbild: Im Bild v.l.n.r.: DDr. Paul Eiselsberg (IMAS International, Institut für Markt- und Sozialanalysen), Dr. Julia Fuchs (Lead Medical Affairs Oncology, MSD), Prof. Dr.med. Bernd Lamprecht (Facharzt für Pneumologie und Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde, Kepler Universitätsklinikum Linz), Univ.-Prof. Dr.med. Philipp Jost (Facharzt für Onkologie und Leiter der klinischen Abteilung für Onkologie, Medizinische Universität Graz)