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Projektstart geplatzt
Ärztekammern Wien und Steiermark verweigern Start des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms
"Alle Projektträger ziehen seit langem an einem Strang, um die Brustkrebs-Früherkennung in Österreich zu verbessern. Die Ärztekammern in Wien und in der Steiermark dagegen verzögern und knüpfen immer wieder neue Forderungen an das Programm. Dies obwohl sich die Sozialversicherung immer wieder bewegt und die inhaltlichen Fragen gemeinsam mit der Österreichischen Ärztekammer geklärt hat. Auch finanziell sind sowohl die Gebietskrankenkasse Steiermark (STGKK) als auch die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) den jeweiligen Ärztekammern entgegengekommen und haben ein vernünftiges Angebot gelegt", konstatiert Dr. Hans Jörg Schelling, Vorsitzender des Verbandsvorstands im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger: "Eine Einigung konnten wir trotzdem bis dato nicht erzielen. Fakt ist, dass die beiden Ärztekammern Wien und Steiermark aufgrund völlig überhöhter Geldforderungen - die steirischen Ärzte verlangten plus 14 Prozent Honorarerhöhung - im Rahmen der Tarifgespräche den Programmstart nun verhindern. Und jetzt ist es 5 nach 12 - das qualitativ wesentlich verbesserte Programm kann nicht wie geplant morgen starten".
Für die betroffenen Frauen bedeutet das zwar, dass die Vorsorge-Mammographien sowie notwendige kurative Mammographien in der bestehenden Form weitergeführt werden. Der vereinfachte Zugang und die weit bessere Untersuchungsqualität bleiben Ihnen aber ausschließlich durch das Verhalten der Ärztekammer verwehrt. " Ich fordere alle betroffenen Wiener Frauen daher auf, sich beim neuen Patientenombudsmann Franz Bittner per Telefon oder mail über diese unglaubliche Vorgangsweise der Ärztekammer zu beschweren", sieht Schelling die richtige Adresse für die Proteste gegen dieses unglaubliche Verhalten der Ärztekammer.
Skandalös: Versuchte Erpressung durch Wiener Ärztekammer
Obwohl das eine mit dem andern nichts zu tun hat, verwendet die Wiener Ärztekammer das neue Brustkrebs-Früherkennungsprogramm als Erpressungsversuch, um einen völlig inakzeptablen Gesamtvertrag in Wien durchzusetzen. "Mit der Gesundheit der Frauen will Steinhart Österreich in Geiselhaft nehmen, und reine Interessenspolitik der Kurie betreiben. Wir haben mit gemeinsamen Anstrengungen die Kassen, vor allem auch die WGKK, auf solide finanzielle Beine gestellt. Mit der Gier der Ärztekammer würde innerhalb weniger Jahre der alte Zustand der Verschuldung wieder entstehen" betont Schelling und stellt klar, dass der Hauptverband das nicht zulassen wird.
Auch Patientenanwalt empört
"Aus Sicht der Patientenanwaltschaft gibt es keinerlei Verständnis dafür, dass wegen der Honorarforderungen der Wiener und Steirischen Ärztekammer die strukturierte Brustkrebs-Früherkennung für Frauen in Österreich auf's Spiel gesetzt wird", ergänzt der Sprecher der
PatientenanwältInnen, Dr. Gerald Bachinger. "Im Fokus stehen klar die verbesserte Brustkrebs-Früherkennung und somit die Gesundheit der Frauen in Österreich. Ich fordere daher nachdrücklich alle Projektträger auf, ihre Kräfte zum Wohle der Frauen zu bündeln und endlich das leidige Hick-Hack abzuschließen".
Versand der persönlichen Einladungen um jedenfalls ein Quartal verzögert
Der geplante Start kann nun nicht wie projektiert am 1. Oktober 2013 von statten gehen. "Aufgrund des doch komplexen technischen Managements im Hintergrund müssen wir davon ausgehen, dass die erste Tranche der Einladungen erst frühestens drei Monate später versendet werden kann", so Schelling. "Im Rahmen des organisierten populationsbezogenen Screenings werden die Angehörigen einer bestimmten Zielgruppe persönlich zu einer Mammographie-Untersuchung eingeladen - das bedeutet einen hohen organisatorischen und technischen Aufwand. Die Einladungswelle neu aufzusetzen nimmt mindestens ein Quartal in Anspruch", konkretisiert Schelling: "Wir haben es den Ärztekammern Wien und Steiermark zu verdanken, dass wir jetzt nicht wie geplant starten können. Unsere gemeinsame Forderung an die Ärztekammern Wien und Steiermark lautet: Stellen Sie endlich das Wohl und die Gesundheit der Frauen vor Ihre überzogenen Geldforderungen".
Einheitliches Brustkrebs-Früherkennungsprogramm sollte bisherige Angebote ersetzen
"Das qualitätsgesicherte Früherkennungsprogramm gilt derzeit als die beste Methode, um frühzeitig kleine, noch beschwerdefreie Tumore zu diagnostizieren und die Heilungschancen für betroffene Frauen zu erhöhen. Mit dem Brustkrebs-Früherkennungsprogramm richten wir uns gezielt an jene Altersgruppe von Frauen, für die der Nutzen eines Mammographie-Screenings am größten ist", so die programmverantwortliche Medizinerin des Österreichischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramms, Dr.in Marianne Bernhart. Daher richtet sich das Programm primär an die rund 1,5 Millionen österreichischen Frauen zwischen 45 und 69 Jahren. Denn das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, ist in dieser Altersgruppe am höchsten. Große Studien haben gezeigt, dass Frauen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr die beste Nutzen-Risiken-Bilanz bei Mammographie-Screenings aufweisen. Frauen zwischen 40 und 44 Jahren sowie zwischen 70 und 74 Jahren können auf Wunsch bei der Telefon-Serviceline eine Einladung anfordern. Gleichzeitig werden die Frauen über die Vorteile und ebenso die möglichen Nachteile einer Mammographie aufgeklärt und können so selbstbestimmt eine informierte Entscheidung treffen. Eine zusätzliche ärztliche Überweisung ist neben der Einladung nicht mehr notwendig. Ausnahmen gelten selbstverständlich unter anderem für Frauen mit genetisch erhöhtem Brustkrebs-Risiko, so genannte Risikopatientinnen, Frauen mit familiärer Vorbelastung, Frauen mit Beschwerden sowie für bereits erkrankte Frauen - sie werden weiterhin individuell betreut, ja nach medizinischer Notwendigkeit.
Mammographie ist verlässlichste Methode zur Brustkrebs-Früherkennung
In Österreich besteht seit rund 25 Jahren ein so genanntes "opportunistisches" oder "graues" Brustkrebs-Screening. Bisher konnten Frauen auf eigenen Wunsch oder ärztliche Empfehlung an weitgehend unkoordinierten Früherkennungs-Untersuchungen teilnehmen. Eine einheitliche Qualitätssicherung oder systematische Dokumentation existierte bisher nicht. Seit dem Jahr 2006 gibt es in fünf Bundesländern Pilot-Projekte zur Brustkrebs-Früherkennung - nun sollte erstmals ein systematisches, einheitliches Programm starten. "Aus medizinischer Sicht ist die Mammographie - eine Röntgenuntersuchung der Brust - die derzeit verlässlichste Methode zur frühzeitigen Erkennung von Brustkrebs", so Bernhart. "Das neue, strukturierte Brustkrebs-Früherkennungsprogramm zielt neben der Senkung der Brustkrebs-Mortalitätsrate und der Früherkennung von Karzinomen in einem nicht-invasiven bzw. metastasenfreien Stadium auch auf eine Erhöhung des Anteils an brusterhaltenden Operationen, eine Verbesserung der Heilungschancen und eine Anwendung schonenderer Therapieverfahren ab".
Neu: Qualitätssicherung durch Zertifizierung und "Vier-Augen-Prinzip"
Verbesserte Qualitätskriterien stehen im Vordergrund des Programms. Frauen zwischen 45 und 69 Jahren werden systematisch per Brief alle zwei Jahre zur Mammographie eingeladen. Diese wird ausschließlich durch - nach strengen, österreichweit einheitlichen Kriterien - zertifizierte Stellen durchgeführt. "Eingeladene Frauen können aus einer Liste an zertifizierten radiologischen Untersuchungseinrichtungen wählen - das sind derzeit österreichweit 571 Ärztinnen und Ärzte und insgesamt 185 Standorte. Untersuchungen werden ausschließlich von zertifizierten Radiologinnen und Radiologen durchgeführt, die am Früherkennungsprogramm teilnehmen und spezielle Qualitätsanforderungen erfüllen", erklärt Bernhart. Den Befund erhalten Frauen innerhalb von sieben Werktagen zugestellt. Die teilnehmenden Radiologinnen und Radiologen verfügen über ein eigenes Zertifikat, das nach erfolgreicher Absolvierung spezieller Schulungen und einer Fallsammlungsprüfung verliehen wird. "Der Schwerpunkt liegt auf Qualitätssicherung: Teilnehmende Radiologinnen und Radiologen müssen spezielle Schulungen und Ausbildungen absolvieren und eine jährliche Mindestanzahl von 2.000 Beurteilungen von Mammographie-Aufnahmen nachweisen - weiters dürfen bei den Untersuchungen nur strahlungsarme, digitale Geräte zum Einsatz kommen", ergänzt Bernart. Neu ist außerdem eine verpflichtende "Doppelbefundung", das bedeutet, dass jede Mammographie-Aufnahme von einer/einem zweiten, unabhängigen Radiologin/Radiologen begutachtet wird.
Informationen - auch mehrspraching - unter www.frueh-erkennen.at
Telefon-Serviceline: 0800 500 181 (Mo-Fr 8:00-18:00 Uhr)
Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm bietet einen qualitätsgesicherten, systematischen Ablauf für Frauen in Österreich. Es ersetzt alle bisherigen Mammographie-Angebote zur Früherkennung von Brustkrebs. Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren erhalten alle 24 Monate eine persönliche Einladung zugesandt, die als direkte Berechtigung für eine Mammographie gilt; eine Überweisung zur Untersuchung ist nicht mehr notwendig. Frauen im Alter von 40 bis 44 Jahren sowie von 70 bis 74 Jahren können einen Einladungsbrief über die kostenlose Telefon-Serviceline anfordern. Das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening gilt derzeit als die verlässlichste Methode zur Früherkennung von Brustkrebs. Umfassende Qualitätskriterien für die Untersuchung - wie eine standardisierte Doppelbefundung nach dem 4-Augen-Prinzip sowie neueste technische Geräte - und verbindliche Zertifizierungen für die am Früherkennungsprogramm teilnehmenden Radiologinnen und Radiologen sichern die hohe Qualität des Programms. Die Möglichkeit zur "kurativen oder diagnostischen Mammographie", die der Abklärung von Beschwerden oder eines Verdachts auf Erkrankung dient, wird nicht verändert. Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm ist eine gemeinsame Initiative von Bund, Sozialversicherung, Ländern und Österreichischer Ärztekammer.