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Österreich
Brustkrebs-Früherkennungsprogramm beginnt nach Anlaufschwäche zu greifen

"Fakt ist, die Anzahl der radiologischen Untersuchungen ist seit Jahresbeginn im Aufwärtstrend, nicht im Sinkflug. Daher können wir die Panikmache nicht nachvollziehen und wollen die gesicherten Zahlen, die sich aus den tatsächlichen e-card Steckdaten ergeben, dagegenhalten", erklärt Manfred Brunner, Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkasse und Verhandlungsführer seitens der Sozialversicherung bei der Programmentwicklung.
Die e-card Steckdaten, die von radiologischen Ordinationen laufend an den Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger übermittelt werden, ergeben folgendes Bild: In den ersten 13 Wochen 2014 wurden 765.871 radiologische Untersuchungen durchgeführt, im Vergleichszeitraum 2013 waren es 747.730. Das bedeutet ein Plus von 2,4 %. Detaillierte Zahlen zu Mammographien werden aus den Steckdaten heraus nicht erhoben, aber erfahrungsgemäß sind etwa 30 % aller radiologischen Untersuchungen Mammographien. Ein deutlicher Rückgang bei Mammographien hätte sich auch in der Gesamtzahl der radiologischen Untersuchungen niederschlagen müssen. Auch die gynäkologischen Untersuchungen zeigen einen Anstieg von 1,9 % von 708.674 in den ersten 13 Wochen 2013 auf 722.156 in 2014.
Zwtl.: Schwacher Start, starker Anstieg
"Es war vielerorts von Anlaufschwierigkeiten die Rede, und zwar bereits wenige Tage und Wochen nach Start. Die kolportierten Rückgänge kommen aus einer Umfrage unter den teilnehmenden Radiologen und Radiologinnen im Jänner 2014 - allerdings waren nach nicht einmal vier Wochen Programmlaufzeit seriöse Aussagen aus unserer Sicht überhaupt nicht möglich", erklärt Brunner. Dagegen ergibt eine aktuelle Stichprobe der im Rahmen des neuen Brustkrebs-Früherkennungsprogramms eingereichten Dokumentationsblätter für die Kalenderwoche vom 17. bis zum 23.03.2014 zum Beispiel, dass in einer einzigen Woche österreichweit 16.000 Mammographien durchgeführt wurden. "Wie sich die Anlaufschwierigkeiten erklären lassen? Direkt nach Jahreswechsel und in der Ferien- und Feiertagszeit gehen Menschen naturgemäß weniger zu Routineuntersuchungen. Der Einladungsbrief ist außerdem drei Monate gültig und die Frauen haben nun mehr Zeit als zuvor, um zur Mammographie zu gehen. Weiters haben wir mit den älteren Jahrgängen gestartet, während jüngere, die jetzt eingeladen werden, tendenziell eher zur Mammographie gehen", betont Brunner.
Zwtl.: Krebshilfe ruft zur Teilnahme auf
Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe, betont: "Wir empfehlen allen Frauen der Zielgruppe dezidiert, teil zu nehmen und die Früherkennungs-Mammographie in Anspruch zu nehmen - daher werden wir ab Mai auch auf den Einladungsschreiben eine Empfehlung abgeben". Bisher gab es in Österreich nämlich ausschließlich ein so genanntes graues, nicht strukturiertes Screening. Frauen konnten auf eigenen Wunsch oder ärztliche Empfehlung an weitgehend unkoordinierten Früherkennungs-Untersuchungen teilnehmen.
Zwtl.: Maßnahmen zeigen Erfolg
In den letzten Wochen wurden in laufendem Austausch mit Frauen und Ärztevertreterinnen und -vertretern Maßnahmen umgesetzt, um die Beteiligung weiter zu erhöhen:
- die für Mai geplante Tranche wird auf Mitte April vorgezogen, um schneller mehr Frauen zu erreichen
- alle Frauen, die mit der ersten Tranche im Jänner eingeladen wurden, erhielten im März ein personalisiertes Erinnerungsschreiben
- das Kuvert mit dem Einladungsschreiben wurde neu designt und mit dem Logo des Programms und der Sozialversicherung bedruckt
- weitere Informationsmaterialien wie Plakate für Arztpraxen und Radiologie-Institute sowie Visitenkarten mit Kurzinfos zum Programm wurden produziert und verteilt
- an einem webbasierten Opt-in für Frauen, die sich per Internet einfach selbst anmelden wollen, wird derzeit gearbeitet
"Ich freue mich, dass so schnell Maßnahmen umgesetzt wurden, um die Bekanntheit des neuen Programmes und die Teilnahme weiter zu steigern", begrüßt Dr. Gerald Bachinger, Sprecher der PatientenanwältInnen, das Maßnahmenpaket.
Zwtl.: Diagnostische Mammographie bleibt wie bisher bestehen
"Kritikpunkte in der öffentlichen Meinung entstehen wohl dadurch, dass Früherkennungs- und diagnostische Mammographie verwechselt werden", so Dr.in Marianne Bernhart, programm-verantwortliche Medizinerin. "Bei der diagnostischen Mammographie - also bei bereits erkrankten Frauen, Frauen mit familiär erhöhtem Risiko und anderen Indikationen - funktioniert der Ablauf genauso wie bisher: sie werden weiterhin individuell von ihren Ärztinnen und Ärzten betreut. Eine Mammographie mittels ärztlicher Zuweisung ist in diesen Fällen altersunabhängig und jederzeit möglich". Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm dagegen richtet sich an gesunde, symptomlose Frauen, und hier beträgt das Intervall zur Früherkennungsmammographie zwei Jahre.
Mehrsprachige Informationen unter www.frueh-erkennen.at Telefon-Serviceline: 0800 500 181 (Mo-Fr 8:00-18:00 Uhr)
Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm bietet einen qualitätsgesicherten, systematischen Ablauf für Frauen in Österreich. Es ersetzt alle bisherigen Mammographie-Angebote zur Früherkennung von Brustkrebs. Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren erhalten alle 24 Monate eine persönliche Einladung zugesandt, die als direkte Berechtigung für eine Mammographie gilt; eine Zuweisung zur Untersuchung ist nicht mehr notwendig. Frauen im Alter von 40 bis 44 Jahren sowie von 70 bis 74 Jahren können einen Einladungsbrief über die kostenlose Telefon-Serviceline anfordern.
Das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening gilt derzeit als die verlässlichste Methode zur Früherkennung von Brustkrebs. Umfassende Qualitätskriterien für die Untersuchung - wie eine standardisierte Doppelbefundung nach dem 4-Augen-Prinzip sowie neueste technische Geräte - und verbindliche Zertifizierungen für die am Früherkennungsprogramm teilnehmenden Radiologinnen und Radiologen sichern die hohe Qualität des Programms. Die Möglichkeit zur "diagnostischen Mammographie", die der Abklärung von Beschwerden oder eines Krankheitsverdachts dient, wird nicht verändert.
Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm ist eine gemeinsame Initiative von Bund, Sozialversicherung, Ländern und Österreichischer Ärztekammer.