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Arzneimittel-Versorgung
Erneut Lieferprobleme bei Arzneimitteln
Auf Anfrage bei Herstellern wurden diese Lieferprobleme damit begründet, dass die Nachfrage größer als die Produktionszahlen sei. Als Liefertermine für die verschiedenen Schilddrüsenprodukte wurde der Zeitraum zwischen dem 21.10. und 30.11. genannt.
Der HAV vermutet jedoch einen anderen Hintergrund. „Vor allen Dingen die Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen sorgen dafür, dass sich die Preisspirale immer weiter nach unten dreht, deshalb verlagert sich die Produktion von Arzneimitteln auf immer weniger Hersteller. Diese haben ihren Sitz aufgrund der niedrigen Lohnkosten oftmals in Indien oder China“, so der stv. Vorsitzende des HAV, Hans Rudolf Diefenbach. Trete dort ein Produktionsproblem auf, seien Lieferprobleme unvermeidbar.
Bereits in der Vergangenheit gab es erhebliche Probleme bei der Lieferfähigkeit von Antibiotika, blutfettsenkenden Präparaten und auch bei Bronchial-Arzneimitteln. Hier müsse nun endlich der Gesetzgeber tätig werden. „Dass in einer hochentwickelten Industrienation wie Deutschland Patienten wochenlang auf ihr Arzneimittel warten müssen, ist ein gesundheitspolitischer Skandal“, so Diefenbach. Es sei nicht damit getan, dass vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte – auf Basis freiwilliger Meldungen der Hersteller – eine Liste veröffentlicht würde, wo Lieferengpässe aufgeführt seien. Der Schilddrüsen-Wirkstoff L-Thyroxin sei auf der aktuellen Veröffentlichung überhaupt nicht zu finden.
Der Hessische Apothekerverband e.V. (HAV) vertritt die Interessen der selbstständigen hessischen Apothekerinnen und Apotheker. Von den 1.569 Apotheken in Hessen, die mehr als 11.000 Arbeitsplätze bieten, sind 98 Prozent Mitglied im HAV. Er ist Vertragspartner der Krankenkassen und schließt mit diesen Verträge ab.
Anmerkung der Redaktion:
Im Dezember letzten Jahres gab es bereits erhebliche Diskussionen zum Thema Arzneimittelversorgung. Wie der STERN damals mit Bezug auf eine Erhebung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bei 100 Kliniken meldete, betrafen die Engpässe zu der Zeit "vielfach lebenswichtige Arzneimittel", darunter häufig Krebsmedikamente und Antibiotika.