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Neue Studie
Europäer wollen mehr Verantwortung für Gesundheit übernehmen, wissen aber nicht wie
Die europäischen Bürger/-innen möchten mehr Verantwortung für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden übernehmen. Anderseits klagen sie über Hürden auf dem Weg zu mehr Eigenverantwortung, und können dadurch die persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Vorteile nicht in vollem Maße nutzen. Das zeigt eine Untersuchung, die die Einstellung von EU-Bürgern/-innen zu mehr Eigenverantwortung in Gesundheitsfragen untersuchte. Das Self-Care Perception Barometer wurde von Epposi beauftragt, einem in Brüssel stationierten Gesundheits-Thinktank. Befragt wurden 2.000 Bürger/-innen in zehn EU-Ländern zu Fragen wie Selbstmedikation, den Erhalt ihrer persönlichen Gesundheit und dem Zugang zu Informationen und Fähigkeiten, die für das Umsetzen von mehr Eigenverantwortung nötig sind. Das in den vergangen Jahren entwickelte „Self-Care“-Konzept betont die individuelle Verantwortung im Management der eigenen Gesundheit. Es propagiert individuelle Schritte und Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge und Krankheitsvermeidung sowie zum Erhalt der Gesundheit. In diesem Konzept spielen Maßnahmen zu einem besseren Empowerment und dem Schaffen aktiver Bürger/-innen eine maßgebliche Rolle.
„Resiliente und innovative Gesundheitssysteme in Europa“ ist das Motto des diesjährigen EHFG. Mehr als 550 Teilnehmer/-innen aus rund 45 Ländern nutzen Europas wichtigste gesundheitspolitische Konferenz in Bad Hofgastein zum Meinungsaustausch über zentrale Fragen europäischer Gesundheitssysteme.
„Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen den eindeutigen Wunsch der Menschen, Self-Care zu nützen, um eine bessere Kontrolle über die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden zu erreichen“, so Epposi-Chefin Jacqueline Bowman-Busato. „Dieses bisher nicht erfüllte Bedürfnis kann und sollte befriedigt werden. Andernfalls wird das Nützen der individuellen, sozialen und wirtschaftlichen Vorteils von Self-Care und dessen Beitrag zu innovativen und resilienten Gesundheitssystemen behindert.“
Das Barometer zeigt, dass fast 90 Prozent der Befragten Self-Care als wichtigen Bestandteil der Gesunderhaltung und des Krankheitsmanagements sehen. Trotzdem will die Mehrheit der Befragten bei Gesundheitsproblemen weiterhin als ersten Schritt ihren Hausarzt/ ihre Hausärztin frequentieren. Weniger als 20 Prozent führen Lebensstiländerungen durch, noch weniger entscheiden sich für Selbstmedikation. Eine wichtige Ursache für die Kluft zwischen den Wünschen und der Praxis ist ein individueller Mangel an Vertrauen. Obwohl viele Menschen Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen möchten, gab nur eine/-r von sieben an, sich dabei ausreichend sicher zu fühlen.
Eine weitere Ursache war ein Mangel an einfachen Zugängen zu verlässlichen Informationsquellen. Obwohl viele Menschen zuerst bei ihrer Hausärztin/ihrem Hausarzt Rat für Self-Care suchen, meinten drei Viertel der Befragten, dass viele Anbieter/-innen von Gesundheitsdienstleistungen nicht über ausreichende kommunikative Fähigkeiten verfügen, um ihnen helfen zu können. Eine von fünf Personen nutzt das Internet als erste Informationsquelle. Das sind fast doppelt so viele wie jene, die ihre/-n Apotheker/-in fragen.
Jacqueline Bowman-Busato betont, dass viele dieser Hürden relativ einfach beseitigt werden könnten. „Mit recht einfachen Schritten ließe sich Self-Care besser nutzen. Eine Verbesserung der Gesundheitskompetenz und das Anbieten von qualitätsvoller Information wären sehr geeignete erste Schritte.“ Bowman-Busato verwies auch auf finanzielle Hürden: „Es sollte sichergestellt werden, dass Self-Care-Produkte und Serviceleistungen leicht zugänglich und leistbar sind. 25 Prozent der Befragten sagten, dass sie die Kosten von Self-Care als Hindernis sahen. Die Regierungen sollten Wege identifizieren, um Self-Care zu fördern, insbesondere in einkommensschwachen Gesellschaftsschichten.“ Solche Strategien brächten viele Vorteile, insbesondere würden sie den Bürgern/-innen erlauben, aktive Mitglieder der Gesellschaft zu bleiben.