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Hessen
Forschen an neuen Therapieformen zur Behandlung von Tumorerkrankungen
Wissenschaftsminister Boris Rhein stellte heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz aller Beteiligten das Frankfurt Cancer Institute (FCI) vor, das für 73,4 Millionen Euro am Campus Niederrad neu entstehen soll.
Erkenntnisse so schnell wie möglich für Therapie nutzen
Ziel ist es, die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse so schnell wie möglich zur individuellen Behandlung von Tumorpatienten sowie zur weiteren Therapieentwicklung zu nutzen. Wenn beispielsweise bei Patienten die bisher angewandten Therapien nicht anschlagen, könnte Tumormaterial an die im Labor des FCI tätigen Kolleginnen und Kollegen gesandt werden, um festzustellen, warum sie nicht auf die Therapie reagieren. Anhand des Patienten-Gewebes kann dann konkret geforscht werden, um neue Wirkstoffe zu finden, die wiederum unmittelbar dem Patienten zugutekommen können.
Wissenschaftsminister Boris Rhein: „Ich habe die Hoffnung, dass sich dadurch die Perspektive für alle betroffenen Patienten durch moderne Therapieansätze erheblich verbessert. Mit dem LOEWE-Zentrum Frankfurt Cancer Institute wird zudem ein international sichtbares Zentrum am Standort Frankfurt geschaffen, in dem die exzellenten Forschungs-Kooperationen und -Partnerschaften ein institutionalisiertes Zuhause finden.“
Gemeinsame Initiative von Krebsforschern
Das FCI entsteht aus einer gemeinsamen Initiative von Krebsforschern verschiedener wissenschaftlicher und klinischer Disziplinen der Universitätsmedizin Frankfurt und des Georg-Speyer-Hauses. Damit werden die Stärken gebündelt sowie Klinik und Grundlagenforschung enger verzahnt. Neu ist die Zusammenstellung interdisziplinärer Teams für jedes einzelne Projekt, die von einem professionellen Projektmanagement unterstützt werden. Der Wissenschaftsrat erachtet in seiner Empfehlung für das FCI gerade die Anbindung der pharmazeutischen Industrie als Besonderheit und Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen deutschen Forschungsstandorten zu ähnlichen Themen.
„Mit dem FCI wird Frankfurt als hochrelevanter Standort für die Krebsforschung weiter gestärkt. Ich freue mich sehr darüber – nicht zuletzt, weil damit eine Anerkennung für die herausragenden Vorarbeiten der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und die hochinnovative und aktuelle Forschungsprogrammatik des Frankfurt Cancer Institute und damit für die Exzellenz der Forschung an diesem Standort einhergeht. Ich gratuliere den Antragstellern zu diesem großen Erfolg: Prof. Dr. Greten, Prof. Dr. Serve und Prof. Dr. Dikic“, sagte Minister Boris Rhein bei der Vorstellung des FCI.
Interdisziplinärer Ansatz
Die drei Wissenschaftler verkörpern den interdisziplinären Ansatz. „Hier werden wir endlich die enge Zusammenarbeit zwischen Grundlagen- und klinischen Forschern unter einem Dach realisieren können und so durch eine effiziente Bündelung der komplementären Expertisen und die Schaffung einer gemeinsamen Infrastruktur Projekte bearbeiten, von denen Patienten direkt profitieren. Damit schließen wir eine große Lücke in der translationalen Krebsforschung zwischen Krankenbett und Labor“, erklärte Prof. Florian Greten, Direktor des Georg-Speyer-Hauses. Neben ihm waren der Direktor der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Frankfurt, Prof. Hubert Serve, und der Direktor des Instituts für Biochemie II am Fachbereich Medizin, Prof. Ivan Dikic, federführend an dem Konzept für das Institut beteiligt.
Die für Forschung und akademische Infrastruktur verantwortliche Vizepräsidentin der Goethe-Universität, Professor Dr. Simone Fulda, betonte: „Das FCI führt die langjährige und bewährte Kooperation zwischen der Goethe-Universität, dem Georg-Speyer-Haus und dem Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung in einem eigenen Neubau zusammen. Die entsprechenden Disziplinen langfristig, ja dauerhaft zusammenzubringen, ist hierfür von elementarer Bedeutung. Dass dies nun möglich wurde, dafür sind wir Bund und Land sehr dankbar.“
Unterstützung durch UCT
Entsprechend der in Frankfurt konzentrierten Expertise werden zunächst Querschnittsprogramme zu gastrointestinalen Tumoren, Hirntumoren sowie Leukämien entstehen. Das Spektrum soll aber auch auf Fragestellungen aus anderen innerhalb des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen (UCT) am Universitätsklinikum Frankfurt behandelten Krebsarten ausgedehnt werden. Die FCI-Teams werden durch die bereits etablierten Strukturen des UCT sowie das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) unterstützt. Weitere Partner sind das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim sowie das Paul-Ehrlich-Institut in Langen.
„Wir sind ausgesprochen dankbar für die Unterstützung durch Wissenschaftsminister Boris Rhein und die Hessische Landesregierung, die dieses Unterfangen durch die LOEWE-Förderung und die Zusagen für den Neubau erst ermöglicht. Unser großer Dank gilt auch der Deutschen Krebshilfe für ihre Rolle bei der Realisierung unserer Idee“, äußerten sich die drei Wissenschaftler.
Baubeginn für 2020 vorgesehen
Der Neubau soll auf einer freien Fläche zwischen Georg-Speyer-Haus und Universitätsklinikum Frankfurt entstehen und somit auch räumlich eine Brücke schlagen. Auf rund 4700 Quadratmetern Nutzfläche sollen Räume, Labore und Geräte für mehr als 100 Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen der Krebsforschung bereitgestellt werden. Der Baubeginn ist für 2020 vorgesehen, die Inbetriebnahme für 2024. Seine Arbeit wird das LOEWE-Zentrum FCI ab 2019 zunächst dezentral aufnehmen.
Die finanzielle Förderung des Neubaus wurde auf Empfehlung des Wissenschaftsrates von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz der Länder im Juni beschlossen. Das Land Hessen und der Bund sowie die Deutsche Krebshilfe werden die Baukosten von rund 73,4 Millionen Euro gemeinsam tragen – Bund und Land jeweils 26 Millionen Euro, Deutsche Krebshilfe 20 Millionen Euro sowie den Rest das Georg-Speyer-Haus und das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung.
In LOEWE-Programm aufgenommen
„Innovative Forschung ist ein fundamentales Instrument im Kampf gegen den Krebs. Das FCI wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten: Richtungsweisende Wissenschaft an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung im Labor und ihrer Anwendung in der klinischen Praxis – das ist ganz in unserem Sinne“, betont Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Die Bereitstellung dieser außerordentlich hohen Summe ist uns nur möglich aufgrund eines besonderen Nachlasses. Diesen haben wir erhalten mit dem Wunsch, einen Teil für die Errichtung eines nachhaltigen und fortschrittlichen Krebsforschungsgebäudes einzusetzen. Das Frankfurter Konzept hat uns dahingehend überzeugt.“
Neben dem Neubau hat das Hessische Wissenschaftsministerium das Frankfurt Cancer Institute in das Wissenschaftsförderungsprogramm des Landes als LOEWE-Zentrum aufgenommen. Für die erste Förderphase von 2019 bis 2022 stehen rund 23,6 Millionen Euro an Landesmitteln für Forschung und Betriebskosten bereit.