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Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Fortschritte beim Nationalen Krebsplan in Sicht
Das erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit Annette Widmann-Mauz, MdB, auf der Auftakt-Pressekonferenz zum Deutschen Krebskongress (DKK) 2012. Der Kongress, der in der Zeit vom 22. bis zum 25. Februar stattfindet, befasst sich unter anderem mit den wissenschaftlichen und gesundheitspolitischen Aspekten der verschiedenen Handlungsfelder des Nationalen Krebsplans.
Klinische Krebsregister sind eine wesentliche Voraussetzung für die Qualitätssicherung in der Betreuung Krebskranker. Zu diesem Schluss kamen die Expertinnen und Experten, die seit Mitte 2008 gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium am Nationalen Krebsplan arbeiten. Deutschland beschreitet seit etwa 2003 den Weg der Zentrenbildung in der onkologischen Versorgung. An Organkrebszentren oder Onkologischen Zentren erfahren Krebskranke eine umfassende Behandlung, die sich an so genannten Leitlinien, also an den besten derzeit verfügbaren wissenschaftlichen Evidenzen orientiert. „Mit unserer gegenwärtigen Qualitätssicherung können wir zwar beurteilen, wie gut diese Leitlinien umgesetzt werden. Aber nur klinische Krebsregister machen erkennbar, wie sich diese Behandlung auf das Gesamtüberleben und die Lebensqualität unserer Patienten auswirkt“, betonte Professor Werner Hohenberger, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Bislang scheiterte die flächendeckende Vernetzung dieser Register vor allem am Fehlen gesetzlicher Vorgaben. Jetzt bereitet das Bundesministerium für Gesundheit eine entsprechende gesetzliche Regelung vor.
Auch im Bereich der Krebsfrüherkennung soll es vorangehen. Denn früh entdeckt, können Krebserkrankungen erfolgreicher und schonender behandelt werden als im fortgeschrittenen Stadium. Gesetzlich verankerte Früherkennungsuntersuchungen gibt es in Deutschland mittlerweile für Gebärmutterhals-, Darm-, Brust-, Prostata- und Hautkrebs. Vor allem die Früherkennung von Gebärmutterhals- und Darmkrebs soll nun unter anderem durch organisierte Einladungsprogramme vorangetrieben werden. „Wir brauchen außerdem eine konsequente Nutzenbewertung von Früherkennungsverfahren“, sagte Professor Peter Albers, der Präsident des Deutschen Krebskongresses 2012. Er verwies dabei auf das Prostatakarzinom, das oft erst im höheren Lebensalter auftritt und bisweilen so langsam wächst, dass eine Behandlung gar nicht unbedingt erforderlich ist. Hier sind risikoadaptierte Programme gefragt, um Menschen mit einem höheren Krebsrisiko aufzuspüren und sie gezielt zu überwachen.
Zu den Handlungsfeldern des Nationalen Krebsplans gehören außerdem die Weiterentwicklung innovativer Arzneimitteltherapien und eine stärkere Patientenorientierung in der Krebsversorgung. So forderte Professor Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, zusätzliche Studien zur besseren Bewertung des Arzneimittelnutzens nach erfolgter Zulassung. Denn im Rahmen der gesetzlich geregelten frühen Nutzenbewertung bleibt laut Ludwig der Zusatznutzen neuer Medikamente im Vergleich zu bereits etablierten Therapien weiterhin unklar.
Beim Thema ‚Patientenorientierung’ hat derzeit die Stärkung psychosozialer Betreuungsangebote Vorrang – immerhin leiden 25 bis 30 Prozent der Krebskranken an behandlungsbedürftigen psychischen Störungen oder psychosozialen Beeinträchtigungen. Anders als früher wollen Patienten heute ihre Erkrankung verstehen und in Entscheidungen über ihre Behandlung einbezogen werden. „Die Kompetenz dafür ist nicht automatisch zu Beginn der Erkrankung vorhanden, lässt sich aber erlernen“, sagte Hilde Schulte, Ehrenvorsitzende der Frauenselbsthilfe nach Krebs. Sie plädiert für ein wissenschaftlich fundiertes Konzept, das die Informations- und Beteiligungswünsche der Patienten in den verschiedenen Krankheitsphasen erfasst.
Krebserkrankungen in Deutschland
Krebsepidemiologische Daten werden in Deutschland seit 2009 in Deutschland flächendeckend in allen Bundesländern erfasst. „Mit der Gründung des Zentrums für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut wurde die Rolle einer zentralen Stelle für bundesweite Auswertungen gestärkt“, erklärte Dr. Klaus Kraywinkel vom RKI in Berlin. Nach den Berechnungen dieses Zentrums sind im Jahr 2008 in Deutschland rund 470.000 Menschen neu an Krebs erkrankt, das sind rund 70.000 bis 80.000 Menschen mehr als noch zehn Jahre zuvor. Für das Jahr 2012 rechnet das RKI mit knapp 490.000 Erkrankungen. (www.krebsdaten.rki.de)
Der Nationale Krebsplan
Der Nationale Krebsplan ist ein im Juni 2008 initiiertes Kooperationsprogramm zur Krebsbekämpfung, an dem sich über 20 Organisationen und weit über 100 Fachexperten/innen im Gesundheitswesen beteiligen. In der ersten Phase geht es vor allem um vier Handlungsfelder: Krebsfrüherkennung, Versorgungsstrukturen und Qualitätssicherung, effiziente onkologische Arzneimittel-Therapien und Patientenorientierung. Für die Weiterentwicklung dieser Handlungsfelder liegen mittlerweile insgesamt mehr als 100 Expertenempfehlungen vor. Am gesundheitspolitischen Umsetzungsprozess beteiligt sind die Deutsche Krebsgesellschaft, die Deutsche Krebshilfe, die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren, die Gesundheitsministerkonferenz der Länder, der Gemeinsame Bundesausschuss, der GKV-Spitzenverband, der Verband der privaten Krankenversicherung, die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Deutschen Krankenhausgesellschaft und die Vertretung der Patientenorganisationen auf Bundesebene. In einer Gemeinsamen Erklärung haben sich die Beteiligten kürzlich darauf verständigt, die in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereich fallenden gesundheitspolitischen Empfehlungen eigenverantwortlich umzusetzen.