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Generika
Generika sind keine Wunderpillen
„Durch Generika lassen sich die Medikamentenkosten erheblich reduzieren und damit die Gesundheitssysteme entlasten. Allerdings funktioniert das nur, wenn man es richtig macht. Andernfalls kann ein Verlust sowohl an Behandlungsqualität als auch an Einsparungspotential drohen“, so Prof. Nikos Maniadakis (National School of Public Health, Athen, Griechenland) heute beim European Health Forum Gastein (EHFG).
„Resiliente und innovative Gesundheitssysteme in Europa“ ist das Motto des diesjährigen EHFG. Mehr als 550 Teilnehmer/-innen aus rund 45 Ländern nutzen Europas wichtigste gesundheitspolitische Konferenz in Bad Hofgastein zum Meinungsaustausch über zentrale Fragen europäischer Gesundheitssysteme.
Wenn Arzneimittel nicht mehr unter Patentschutz stehen, dürfen davon wirkstoffgleiche Kopien hergestellt und verkauft werden – Generika. Ihr Vorteil liegt im niedrigen Preis, der sich meist weit unter jenem der Originalprodukte bewegt. Was die Wirkung und Verträglichkeit anbelangt, sollten sich Generika zumindest theoretisch nicht von den Originalprodukten unterscheiden. Das setze allerdings ein hohes Maß an Sorgfalt seitens der Zulassungsbehörden voraus, sagte Prof. Maniadakis: „Nicht zuletzt geht es dabei um Sicherheit. Wir haben in letzter Zeit häufig gesehen, dass das nicht so klappt wie es sollte. In einigen Ländern wurden erhebliche Qualitätsprobleme bei Generika festgestellt. Zum Teil waren die Produkte sogar reine Fälschungen.“
Aber selbst dort, wo alles mit rechten Dingen zugeht, ist die Qualität der Behandlung beim Umstieg auf Generika nicht immer gesichert. Denn in vielen Fällen ist gar nicht so klar, unter welchen Bedingungen ein Generikum das Original ersetzen darf. Denn das „wirkstoffgleiche Medikament“ ist nicht immer wirkstoffgleich sondern manchmal nur ähnlich und kann außerdem andere Beistoffe enthalten als das Original. Prof. Maniadakis verwies in diesem Zusammenhang auf eine im Rahmen des EHFG präsentierte Studie, die zeigt, dass in den 65 untersuchten Ländern die Definitionen, was ein Generikum sein darf, zum Teil weit auseinanderliegen. Ungeachtet dessen betrachte man jedoch die Generika-Penetration als einen der Maßstäbe für die Effizienz von Gesundheitssystemen. Mehr Forschung sei dringend gefragt, um beim meist sehr simplen Zulassungsprozess für Generika auf der sicheren Seite zu bleiben.
Auch der ökonomische Vorteil ist nicht automatisch garantiert. „Generika müssen wirklich viel billiger sein damit sie sich rechnen“, sagte Prof. Maniadakis. „Regulation kann durchaus hilfreich sein, um dieses Ziel zu erreichen. Garantiert ist das jedoch nicht. Auch die Freiheit der Wahl und die Mechanismen des Marktes sind wichtige Voraussetzungen für das Gelingen der verstärkten Einführung von Generika. Unsere Studie hat im Ländervergleich gezeigt, dass Regulation über ein gewisses Maß hinaus keine Kostenvorteile bringt und auch dem Erreichen der gesetzten Ziele nicht förderlich ist.
Ein Negativbeispiel ist die Beschaffung in Form sogenannter Tender. Das macht man etwa in Skandinavien. Da werden enorme Mengen eines Medikaments zentral eingekauft, was den Preis natürlich zunächst drückt. Gleichzeitig verdrängt man damit aber andere Anbieter vom Markt und schafft also Monopolisten. Langfristig hat das eher ungünstige Auswirkungen auf die Preise. Generell kann man sagen, dass Anreize bessere Ergebnisse bringen als Zwang.“ Dies betreffe vor allem auch die Wahrnehmung durch die Patienten, die häufig Generika weniger vertrauen als Originalpräparaten worunter die Therapietreue leiden kann.
Nicht zuletzt gehe es aber auch darum das Geld, das man durch den Einsatz von Generika spart, anderswo im Bereich von Gesundheit und Medizin sinnvoll einzusetzen. Prof. Maniadakis nannte in diesem Zusammenhang die Finanzierung medizinischer Studien durch die öffentliche Hand sowie verstärkte Investitionen in Aufklärung und Prävention.