Griff in die Tasche - Ein Kommentar zur Krankenkassenfinanzierung
Das ist doch ein Wort: statt 15,5 künftig nur noch 14,6 Prozent, die man an die Krankenkasse zahlen muss. Da hat die neue schwarz-rote Koalition doch schon richtig was zustande gebracht für die Arbeitnehmer in diesem Land. Wirklich? Ob die beschlossene Reform der Krankenkassenfinanzierung dazu führen wird, dass der Arbeitnehmer künftig weniger zahlen muss, muss sich erst noch herausstellen.
Denn trotz derzeit wohlgefüllter Kassen wird sich wohl kaum eine Kasse künftig nur noch mit 14,6 Prozent bescheiden wollen. Sie wird vielmehr ihre neu gewonnene Freiheit dazu nutzen, statt der 0,9 Prozent, die sie bisher vom Arbeitnehmer zusätzlich kassieren durfte, auf Basis ihrer Versichertenstruktur neue Zusatzbeiträge zu errechnen - die ebenfalls nur der Arbeitnehmer zu entrichten hat. Was immer also künftig an Kostensteigerungen im Gesundheitswesen anfällt, wird der Arbeitnehmer zu 100 Prozent tragen müssen. Und das wird sicher nicht weniger werden angesichts der demografischen Entwicklung hierzulande.
Nützen würde die so viel gepriesene Abschaffung des fixen Zusatzbeitrages dem Arbeitnehmer nur dann, wenn es hierzulande künftig wirklich knallharten Wettbewerb über den Preis bei gleicher Leistung gäbe. Was vor allem die SPD als bedeutenden Schritt zur Entlastung der Arbeitnehmer propagiert und als Erfolg für sich reklamiert, ist also allenfalls ein Abbau an Bürokratie. - Genau das sagen übrigens die Kassen selbst und freuen sich schon auf ihre zurückgewonnene Finanzautonomie, oder anders gesagt: auf den deutlich erleichterten Griff in die Tasche ihrer Versicherten. Eines verdient diese Reform sicher nicht, nämlich Lob und Anerkennung.