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Westfalen-Lippe
Modellprojekt für bessere ärztliche Versorgung in Pflegeheimen
In den zunächst fünf Regionen Bünde, Lippe, Marl, Münster und Unna werden niedergelassene Haus- und Fachärztinnen und -ärzte Heimbewohnerinnen und -bewohner regelmäßig untersuchen, feste Sprechstunden in den Heimen anbieten und jeweils vor den Wochenenden den Gesundheitszustand der Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam mit dem Pflegepersonal erörtern. Dadurch sollen Notfallsituationen insbesondere an Wochenenden und Feiertagen möglichst verhindert und für die Bewohnerinnen und Bewohnern belastende – häufig unnötige – Krankenhauseinweisungen künftig vermieden werden.
„Ein wegweisender Schritt zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in Pflegeheimen “, erklärte Ministerin Barbara Steffens. „Das Projekt ist ein positives Ergebnis der erfolgreichen Zusammenarbeit von Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitssystems in unserem gemeinsamen Landesgremium“, so Steffens weiter.
Enge Zusammenarbeit von Ärzteschaft und Pflegepersonal
„Ich freue mich, dass wir die ärztliche Heimversorgung auf eine einheitlich hochwertige Basis stellen können. Die Heimbewohnerinnen und -bewohner werden von der engmaschigen ärztlichen Betreuung erheblich profitieren“, betonte Dr. Gerhard Nordmann, 2. Vorsitzender der KVWL. Auch die gesetzlichen Krankenkassen begrüßten den Start des Modellprojektes: „Durch die vernetzte Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und Pflegepersonal werden wir die medizinische Versorgung und damit auch die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten in Pflegeheimen deutlich verbessern. Das gibt den betroffenen Heimbewohnerinnen und -bewohnern, aber auch deren Angehörigen mehr Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung“, unterstrich Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender der AOK NORDWEST.
Die beteiligten Haus- und Fachärzte aus den Modellregionen werden die Inhalte des neuen Versorgungsvertrages in den kommenden zwei Jahren zunächst probeweise umsetzen. Dabei verpflichten sie sich beispielsweise zu regelmäßigen Besuchen ihrer im Alten- oder Pflegeheim lebenden Patientinnen und Patienten und zur Durchführung spezieller Heimsprechstunden, zum Beispiel an Freitagnachmittagen. Kurz vor Beginn des Wochenendes soll hierbei der Gesundheitszustand der Heimbewohnerinnen und -bewohner gemeinsam mit dem Pflegepersonal erörtert werden. Zu den weiteren Vorteilen für die Pflegeheimbewohner zählt eine optimierte Kontrolle ihrer Arzneimitteltherapien. Außerdem werden sich die Ärztinnen und Ärzte mehr als bisher in den Bereichen der Geriatrie, Demenz und Schmerztherapie fortbilden und neue Erkenntnisse in die Praxis umsetzen.
Mehr Zeit für Patientinnen und Patienten
Als Meilenstein bewerten die Modellpartner den geplanten Einsatz der „Entlastenden Versorgungsassistentin“ (EVA), die als „verlängerter Arm“ von Ärztinnen und Ärzten arbeitet. „Die EVAs können beispielsweise Behandlungstermine koordinieren. Dadurch werden die Ärztinnen und Ärzte spürbar entlastet und haben mehr Zeit für die Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten“, betonte Dirk Ruiss, Leiter des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) in Nordrhein-Westfalen.
Mit dem Start des Modellprojektes und der vorangegangenen Einigung über den hierfür grundlegenden Versorgungsvertrag setzen Ärzteschaft und Krankenkassen in Westfalen-Lippe die Empfehlungen des Gemeinsamen Landesgremiums nach § 90a des Sozialgesetzbuches V nun erstmals in konkreter Vertragsform um. Dieses offizielle Gremium des Landes Nordrhein-Westfalen, in dem gesundheitspolitische Linien festgelegt werden, besteht aus Vertretern der Ärzteschaft, der Landesverbände der Krankenkassen, der Ersatzkassen sowie der Landeskrankenhausgesellschaft und der Patientenschaft. Zu den grundlegenden Zielen dieses Gremiums zählt, die medizinische Versorgung von Pflegeheimbewohnern zu verbessern und das Thema Pflege verstärkt in den Fokus zu rücken.
Während der vereinbarten Laufzeit des Modellprojektes von zwei Jahren werden die beteiligten Ärztinnen und Ärzte in den Regionen kontinuierlich von der KVWL und den Krankenkassen unterstützt. Die Erkenntnisse aus dem Projekt werden anschließend in den Auf- und Ausbau landesweiter Strukturen der Heimversorgung einfließen.