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bad e.V. nimmt Stellung
Propaganda gehen Pflegekräfte und -unternehmen wird unerträglich
In einer seit Montag laufenden Serie berichten Krankenschwestern und Pfleger von vermeintlichen Fehlern, die ihnen in ihrem Pflegealltag unterlaufen sind. Cristina Krause-Mohr, Mitglied im Bundesvorstand des bad e.V., ärgert sich über Berichterstattung, die bei der Leserschaft den fatalen Eindruck hinterlässt, der Alltag in der Pflege sei von Pannen, Fehleinschätzungen und Fehlern geprägt: „Ein Teil der Beispiele ist einmalig vor etlichen Jahren geschehen, in den Berichten und in der Häufung der Ereignisse muss der Leser aber den Eindruck haben, dass so etwas an der Tagesordnung ist“, beschwert sich die Inhaberin eines Pflegedienstes in der Eifel.
Folgerichtig fragt die Bildzeitung auch in einem Interview mit Bundesgesundheitsminister Gröhe: „Müssen wir Angst vor Pflege haben?“
Krause-Mohr ist auch mit dem Begriff „Fehler“ nicht einverstanden: „Wenn ein Patient einmal ungewöhnlich ruhig ist, wie in dem Beispiel der Ausgabe vom 15. Jan. 2014 beschrieben, heißt das doch noch lange nicht, dass der Sterbeprozess begonnen hat. Sollte der Patient trotzdem kurz darauf versterben, handelt es sich doch nicht um einen Pflegefehler im eigentlichen Sinne.“
Unheilige Allianz zwischen Boulevard und Pflegekasse
Dass die Bild-Zeitung sich in ihren Beispielen auf eine Publikation des AOK-Bundesverbandes bezieht, entbehrt nicht einer pikanten Note: „Schließlich müssen wir uns immer wieder gerade mit der AOK streiten, wenn die Kasse – oftmals ohne Begründung – die Bezahlung von ärztlichen Verordnungen zur häuslichen Krankenpflege ablehnt, die für die Pflegebedürftigen eine deutliche Erleichterung ihrer Situation bedeuten würden“, erklärt Andrea Kapp, Bundesgeschäftsführerin des bad e.V. So sei es durchaus nicht ungewöhnlich, dass Patienten wochenlang auf eine Wechseldruckmatratze warten müssten, die der Vorbeugung gegen Wundliegen (Dekubitus) dient. Wenn dann trotz aller Bemühungen seitens der Pflegedienste ein schmerzhafter Dekubitus entstehe, werde allerdings nicht die Kasse verantwortlich gemacht, sondern dem Pflegedienst ein „Fehler“ vorgeworfen.
Zudem sei die von den Kostenträgern erzwungene „Leistungsvergütung nach Zeit“ doch gerade der Grund, warum die intensive Beschäftigung mit dem Patienten auf der Strecke bleibe. „Wenn ich für eine bestimmte Verordnung nur drei Minuten Zeit habe, die von der Kasse bezahlt wird, kann ich aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht eine Viertelstunde bleiben.“
Dass die AOK und Bild-Zeitung behaupten, die Serie solle dazu dienen, die Wiederholung von Fehlern zu vermeiden, ist für Kapp eine reine Schutzbehauptung: „Hier wird auf dem Rücken von Pflegebedürftigen und Pflegekräften der Sensationsgier eines Massenpublikums gefrönt. Es geht nicht darum, aus möglichen Fehlern zu lernen, sondern ausschließlich darum, unterschwellig vorhandene Ängste und Vorurteile zu bedienen! Das können und wollen wir uns im Sinne der Pflegekräfte, die durch die Bank tagtäglich eine hervorragende Arbeit abliefern, nicht bieten lassen.“