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Philipps-Universität Marburg
Bescheid wissen über Prostatakrebs
Ziel des Projektes ist es, die Datenlage und die Informationsmöglichkeiten zum viel diskutierten PSA-Test zu verbessern. Dabei handelt es sich um einen Bluttest zur Früherkennung von Prostatakrebs (PSA: prostataspezifisches Antigen). „Die Sterblichkeit am Prostatakarzinom kann durch den PSA-Test zwar gesenkt werden“, erläutert der Allgemeinmediziner Professor Dr. Norbert Donner-Banzhoff von der Philipps-Universität, der das Marburger Teilprojekt leitet; „es werden dadurch aber auch Tumore diagnostiziert, deren Nichtentdeckung und Nichtbehandlung den betroffenen Männern nicht geschadet hätten“.
Wie der Hochschullehrer darlegt, reicht der PSA-Test alleine nicht zur Diagnose; ist der PSA-Wert erhöht, müsse unter anderem mit einer Gewebsentnahme aus der Prostata weiter abgeklärt werden, ob eine bösartige Erkrankung vorliegt oder nicht. Die Behandlung habe häufig belastende Nebenwirkungen.
Die computergestützte Entscheidungshilfe der Marburger Allgemeinmediziner dient dazu, Männer umfassend über den PSA-Test und seine Konsequenzen zu informieren. Das Programm orientiert sich am Vorläuferprojekt „Arriba“, einer Beratungs-Software zur Vermeidung von Herzinfarkten und Schlaganfällen. „Das persönliche Risiko und die Wirkung von Maßnahmen wie Medikamenteneinnahme oder Verhaltensänderungen werden mit anschaulichen Grafiken so dargestellt, dass die Patienten sich eine eigene Meinung bilden können“, sagt Donner-Banzhoff. „Arzt und Patient können damit gemeinsam eine Entscheidung treffen.“ Die Beratung sei ergebnisoffen, betont der Mediziner: Es gehe nicht darum, Männer zu einer bestimmten Maßnahme zu überreden.
Derzeit wird die neue Beratungs-Software zum PSA-Test in hausärztlichen Praxen der Region Marburg erprobt. Männer in der Altersgruppe von 55 bis 69 Jahren können damit eine gut fundierte Entscheidung treffen, ob sie den Test durchführen lassen oder nicht. Die Beratungen werden teilweise mit der neuen Software, teilweise in herkömmlicher Weise durchgeführt. Um beide Vorgehensweisen vergleichen zu können, sollen die Patienten eine Einschätzung dazu abgeben, wie zufrieden sie mit der Beratung sind. „Uns interessieren unter anderem die Einbeziehung des Patienten in die Entscheidung, mögliche Entscheidungskonflikte und das Gefühl der Sicherheit der Betroffenen“, führt Donner-Banzhoff aus.
In einer späteren Projektphase sollen 3.000 Patienten in 100 Praxen der Region Münster beraten und um Rückmeldung gebeten werden. An dem Gesamtvorhaben beteiligen sich neben der Klinik für Urologie der Universität Münster und der Marburger Allgemeinmedizin auch Epidemiologen, Statistiker, Labormediziner und verschiedene ärztliche Organisationen.