- Praxis [+]
SWR - Südwestrundfunk
betrifft: Krank durch Früherkennung
Die Röntgenreihenuntersuchung der weiblichen Brust, das sogenannte "Mammographie-Screening", ist ins Leben gerufen worden, damit Brustkrebs frühzeitig entdeckt und dadurch gut behandelt werden kann. Leider bekommt dieses Modell, an das sich alle gewöhnt haben, Risse. Umfangreiche Studien zeigen, dass das Mammographie-Screening kaum messbare Erfolge hat, was die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Brustkrebs angeht, sondern sogar Risiken birgt. Es werden weitaus mehr Frauen durch fehlerhafte Diagnosen zu Krebskranken erklärt und unnötig aufwendig behandelt als vor dem Krebstod gerettet werden. Auch beim allgemeinen Gesundheits-Check-up ist die Bilanz negativ. Beschwerdefreie Menschen werden für krank erklärt, etwa weil ihre Blutwerte von Normen abweichen. Medikamente werden verschrieben, ohne dass die "Patienten" davon profitieren.
Die Studien sind so erdrückend, dass sogar Ärztepräsident Montgomery fordert, die Empfehlungen zu überarbeiten. Müssen sich Patienten von der liebgewordenen Vorstellung verabschieden, dass man sich durch Früherkennung Gutes tut?
"betrifft: Krank durch Früherkennung - Wenn Gesunde zu Patienten werden" am Mittwoch, 16. Juli 2014, um 20.15 Uhr im SWR Fernsehen. Autor ist Frank Wittig.