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Thüringen
Diagnose Krebs: Thüringer Krankenhäuser stellen flächendeckende Versorgung auf hohem Niveau sicher
Pro Jahr erkranken rund 15.000 Thüringerinnen und Thüringer neu an Krebs. Bei Frauen sind dies besonders häufig Brust-, Darm- und Lungenkrebs, bei Männern Prostata-, Lungen- und Darmkrebs. Der Krankenhausspiegel Thüringen, das große Informations- und Vergleichsportal der Kliniken im Land, informiert ab sofort in der neuen Schwerpunktrubrik „Versorgung von Krebspatienten“ über die Behandlungsangebote der Krankenhäuser für Krebspatientinnen und -patienten. Dabei zeigt sich, dass landesweit eine gute, flächendeckende stationäre Versorgungsstruktur für Patienten mit Krebserkrankungen, auch mit selteneren, vorhanden ist und das qualitative Niveau der Behandlungsmöglichkeiten hoch ist.
Kernstück der neuen Rubrik „Versorgung von Krebserkrankungen“ im Krankenhausspiegel Thüringen ist eine interaktive Thüringen-Karte, auf der alle Krankenhäuser, die am Krankenhausspiegel teilnehmen und die eine Behandlung von Patienten mit Krebserkrankungen anbieten, eingezeichnet sind – insgesamt 21 Kliniken. „Die Karte bietet einen guten Überblick über die Behandlungsangebote der Krankenhäuser im Land“, erläuterte Dr. Gundula Werner, die Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen e.V., bei der Vorstellung der neuen Schwerpunktrubrik in Erfurt. „Die Art der Krebserkrankung lässt sich weiter eingrenzen, etwa Darm-, Brust-, Lungen- oder Hautkrebs, aber auch seltenere Formen wie Leukämien, Knochenkrebs oder Hirntumoren. In der Karte erscheinen dann ausschließlich die Krankenhaus-Standorte, die für die gewählte Krebsart eine Behandlung anbieten. Das können 21 Kliniken bei Darmkrebs sein oder die zwei Kliniken in Thüringen, die auf die Behandlung von krebserkrankten Kindern und Jugendlichen spezialisiert sind.“ Beim Klicken oder Berühren eines Standorts in der Karte werden wichtige Angaben zu diesem Standort bei der Behandlung der ausgewählten Krebserkrankung eingeblendet, etwa, ob es dort ein spezialisiertes zertifiziertes Zentrum für die Behandlung der ausgewählten Krebsart gibt, der Name der behandelnden Fachabteilung, Kontaktmöglichkeiten, Links zur Webseite, die Zahl der Behandlungsfälle pro Jahr bei der gewählten Krebsart und das Angebot einer Zweitmeinungssprechstunde.
Vergleichende Schaubilder für jede Krebsart
Darüber hinaus können sich Interessenten für jede Krebsart die Zahl der Behandlungsfälle pro Krankenhaus in vergleichenden Schaubildern anzeigen lassen, sodass auf einen Blick erkennbar wird, bei welchen Krebserkrankungen bestimmte Krankenhäuser besonders viele Behandlungen durchführen. Die Zahl der Behandlungsfälle ist nicht gleichzusetzen mit der Zahl der Patienten pro Jahr, da eine Patientin oder ein Patient durchaus mehrmals im Jahr aus unterschiedlichen Behandlungsanlässen wie Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie ins Krankenhaus kommen kann.
Flächendeckende Versorgungsstruktur für alle Arten von Krebserkrankungen
Karte und Schaubilder verdeutlichen, dass im gesamten Bundesland Thüringen eine sehr gute, flächendeckende Versorgungsstruktur für die Behandlung von Patienten mit unterschiedlichen Arten von Krebserkrankungen besteht. „Nicht nur Patienten mit häufigen Krebserkrankungen wie Lungen-, Brust-, Darm- und Prostatakrebs können in unserem Bundesland an vielen, auch kleineren Krankenhaus-Standorten außerhalb der großen Städte hochkompetent behandelt werden“, stellte Gesundheitsministerin Heike Werner bei der Pressekonferenz fest. „Auch für Patienten mit weniger häufigen Krankheitsbildern wie Lymphdrüsen- oder Blutkrebs, endokrinen und neuroendokrinen Tumoren oder auch Knochenkrebs gibt es in Thüringen sehr gute Behandlungsangebote.“
Versorgung auf hohem Niveau
Hierbei wird besonders auf die Nähe zum Wohnort der Patienten geachtet. Die krebsmedizinische Grundversorgung findet in den regionalen Krankenhäusern, Medizinischen Versorgungszentren, Arzt- und Therapiepraxen statt, sodass Patienten weite Anfahrten erspart bleiben. An spezialisierten Kliniken gibt es über den ganzen Freistaat verteilt zertifizierte Organkrebszentren, z.B. für Darmkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs, ebenso an bestimmten Schwerpunkten Zentren für seltenere Krebsarten oder für besondere Situationen, die eine spezielle Fachkompetenz erfordern. „Die umfassende Versorgung von Patienten mit einer Krebserkrankung ist im gesamten Freistaat Thüringen auf hohem Niveau sichergestellt“, so die Ministerin.
Verzahnung der krebsmedizinischen Versorgungsstufen
Gerade bei der Behandlung von Patienten mit Krebserkrankungen kommt es auf eine lückenlose Versorgungskette und auf einen reibungslosen, intensiven Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten an. Hier spielt insbesondere die Schnittstelle zwischen stationärer Versorgung im Krankenhaus und ambulanter in Haus- und Facharztpraxen eine zentrale Rolle, aber auch die zwischen Krankenhäusern der Grundversorgung und hochspezialisierten Zentren. „Die Verzahnung der verschiedenen krebsmedizinischen Versorgungsstufen funktioniert in Thüringen sehr gut und wird derzeit durch gezielte Initiativen und Projekte weiter intensiviert“, erläuterte Prof. Dr. Andreas Hochhaus, Sprecher des UniversitätsTumorCentrums Jena und Vorsitzender der Thüringer Krebsgesellschaft. „Dazu zählt zum Beispiel das Projekt WeCaRe, mit dem die Strukturen entlang des Krebsbehandlungspfades gefördert werden.“ Ziel ist die weitere Verbesserung der wohnortnahen onkologischen Versorgung; innovative und hochspezialisierte Behandlungs- und Reha-Angebote sollten allen Patientinnen und Patienten zugänglich sein, egal, wo sie in Thüringen leben, ob in der Großstadt oder auf dem Dorf. Hier wird auch die Telemedizin eine bedeutende Rolle spielen. Federführend im WeCaRe-Projekt sind die Universität und das Universitätsklinikum Jena; das Konzept wird derzeit in der Modellregion Südost-Thüringen entwickelt.
Zertifizierte Krebszentren
Vernetzung ist auch der Grundgedanke der Krebszentren, die in Thüringen mittlerweile keineswegs nur in größeren Städten anzutreffen sind; auch viele mittelgroße und kleinere Krankenhäuser haben inzwischen zertifizierte Darm-, Lungen- oder Brustkrebszentren aufgebaut oder sich auf die Behandlung von Patienten mit besonderen Krebsarten spezialisiert. Dies bedeutet, dass sie hier eine besondere Fachkompetenz erworben und unter ihrem Dach Abteilungen, Fachärzte und weitere Experten für die optimale Behandlung dieser Patienten vereint haben. Für die Anerkennung als Zentrum ist eine Zertifizierung durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) erforderlich. Das Zertifikat wird regelmäßig anhand eines umfangreichen Rezertifizierungs-Verfahrens überprüft. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass das Zentrum jederzeit die Qualitäts-, Personal- und Ausstattungs-Standards einhält, die von der Deutschen Krebsgesellschaft festgelegt wurden. Dazu gehört auch die Durchführung einer bestimmten Mindestanzahl von Eingriffen bzw. Behandlungen pro Jahr.
Organkrebs- und Onkologische Zentren
Während Organkrebszentren wie Brustkrebszentren auf ein Organ spezialisiert sind, behandeln Onkologische Zentren mehrere Tumorarten unter einem Dach. Da Krebspatienten auch außerhalb des Krankenhauses (weiter-) behandelt werden, sind zertifizierten Zentren meist spezialisierte Arztpraxen aus der Umgebung angeschlossen, ebenso Selbsthilfegruppen. Zertifizierte Zentren sind somit Netzwerke aus stationären und ambulanten Einrichtungen, in denen alle an der Behandlung eines Krebspatienten beteiligten Fachrichtungen eng zusammenarbeiten.
Über 50 zertifizierte Krebszentren in Thüringen
Auf der interaktiven Thüringen-Karte im Krankenhausspiegel werden bei den Informationen über die einzelnen Krankenhäuser sowohl die behandelnden Fachabteilungen als auch die zertifizierten Organkrebs- oder Onkologischen Zentren angegeben. So gibt es an den Kliniken, die am Krankenhausspiegel Thüringen teilnehmen, derzeit rund 50 zertifizierte Krebszentren, darunter jeweils mehrere für die häufigen Krebsarten Brust-, Darm-, Lungen-, Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Aber auch für seltene wie Speiseröhren- oder Harnblasenkrebs, für neuroendokrine Tumoren (aus hormonbildenden Zellen) oder Sarkome (Knochen/Muskeln) bietet jeweils ein zertifiziertes Zentrum in Thüringen eine spezialisierte Versorgung. Neben den organbezogenen Krebszentren gibt es in Thüringen noch zwei übergeordnete Onkologische Zentren und ein Universitäres Tumorzentrum, die auch auf nationaler und internationaler Ebene von Bedeutung sind.
Prävention sollte mehr gefördert werden
Verbesserungsbedarf sehen die Thüringer Onkologen noch in der Förderung von Vorsorgeprogrammen gegen Krebs. „Mit mehr Prävention können wir einen großen Anteil von Tumoren vermeiden“, so Prof. Dr. Hochhaus vom Uniklinikum Jena. „Alle Krebserkrankungen, die wir verhindern, brauchen wir später nicht zu behandeln.“ Auch bei der Nachsorge von Krebspatienten nach einer Operation ist vieles im Umbruch: „Es geht hier nicht mehr allein um die Überwachung zur rechtzeitigen Erkennung und Behandlung von Krebsrückfällen wie Rezidive, Metastasen oder Zweittumoren“, erläuterte Prof. Dr. Werner Kneist, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am St. Georg Klinikum Eisenach. „Immer stärker steht eine ganzheitliche Betrachtungsweise im Vordergrund: Wie können wir insgesamt die Lebensqualität der Patienten erhalten oder möglichst noch verbessern? Hier arbeiten wir intensiv an einer noch besseren Zusammenarbeit von Internisten, Strahlentherapeuten, Psychologen, Ernährungsberatern, Physio- und Sporttherapeuten, Mitarbeitern von sozialen Diensten, Selbsthilfegruppen und vielen anderen auf Augenhöhe.“
Enormer Fortschritt der Operationsmethoden
In seinem Vortrag ging Prof. Kneist außerdem auf den enormen Fortschritt der Operationsmethoden ein, etwa mithilfe von Robotik- und Navigationssystemen und Live-Bildgebung direkt während des Eingriffs: „Wir können heute Tumoren wesentlich präziser entfernen. Das erlaubt uns immer radikalere Eingriffe, das heißt, wir können heute nicht nur den Tumor entfernen, sondern auch Gewebe und Lymphknoten im gesamten kritischen Umgebungsbereich, sodass eine Wiederausbreitung und Metastasierung des Krebses aufgrund von verbliebenen Resttumorzellen viel besser verhindert werden kann. Gleichzeitig arbeiten wir heute vornehmlich mit der minimal-invasiven so genannten Schlüsselloch-Technik. Sie erlaubt ein sehr gezieltes, funktionserhaltendes Vorgehen selbst in komplizierten Situationen, macht offene chirurgische Eingriffe mit großen Schnitten entbehrlich, zieht weniger unbeteiligtes Gewebe in Mitleidenschaft und ist damit viel schonender für die Patienten.“
Immer mehr brusterhaltende Therapien
Im Bereich der Brustkrebs-Chirurgie, die von Heiko Tuppatsch, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am SRH Krankenhaus Waltershausen-Friedrichroda, vorgestellt wurde, verläuft der Trend in den Operationstechniken in die entgegengesetzte Richtung: „Wir operieren immer weniger radikal. Die operative Entfernung der Brust ist heute die Ausnahme; brusterhaltende Methoden sind die Regel. Auch die Lymphknotenentfernung aus der Achselhöhle ist seit der Einführung der Wächterlymphknoten-Entnahme, Sentinelbiopsie genannt, heutzutage deutlich weniger belastend. Durch Chemo-, Antikörper- und zielgerichtete medikamentöse Therapien können wir neoadjuvant, also vor einer Operation, Brusttumoren so weit verkleinern, dass sie sehr gut und schonend operiert werden können, und nach einer Operation lässt sich das Rückfallrisiko damit deutlich senken. Es kommt dabei sehr auf die individuelle Auswahl und Kombination der passenden Therapiemethoden und damit auf die Expertise und Erfahrung des Behandlers an. Auch hier hat sich die Medizin in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt.“
Krankenhausspiegel mit neuen Qualitätsergebnissen aus weiteren Behandlungsgebieten
Die neue Rubrik „Versorgung von Krebserkrankungen“ erweitert ab sofort den Krankenhausspiegel Thüringen, der seit 2014 aufschlussreiche vergleichende Qualitätsergebnisse aus besonders häufigen oder komplizierten Behandlungsgebieten wie Geburtshilfe, Gynäkologische Operationen, Hüft- und Kniegelenkersatz oder Lungenentzündung in leicht verständlichen Schaubildern und Texten veröffentlicht. Die Schaubilder werden jährlich aktualisiert und zeigen ab sofort die neuesten verfügbaren Daten. Ergänzt werden sie durch Erläuterungen zu den Erkrankungen sowie den Diagnose- und Therapiemöglichkeiten des jeweiligen Behandlungsgebiets. Weitere Themen wie Herzmedizin, Schlaganfall- und Schwerverletzen- Versorgung, Psychiatrie und Palliativmedizin sowie ausführliche Porträts aller am Krankenhausspiegel beteiligten Häuser mit ihren aktuellen Kontaktdaten runden das Informationsangebot ab. Rainer Poniewaß, Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen: „Den Bürgerinnen und Bürgern bietet der Krankenhausspiegel umfassende Informations- und Vergleichsmöglichkeiten über die Thüringer Krankenhäuser, ihre Leistungen und ihre Behandlungsqualität. Vor einem Krankenhausaufenthalt etwa lassen sich so viele wertvolle Informationen gewinnen, die bei der Auswahl des Krankenhauses helfen können.“
Weitere Informationen unter: www.krankenhausspiegel-thueringen.de