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Eine zweite Chance für krebskranke Kinder
Das drängendste Problem in der Krebsmedizin bei Kindern sind Rückfälle nach einer intensiven Stahlen- und Chemotherapie. Das betrifft in Deutschland jedes Jahr etwa 500 krebskranke Kinder. Zum Zeitpunkt des Rückfalls sind die wirksamen Behandlungen in den meisten Fällen ausgereizt, die Medikamente versagen häufig, wenn der Krebs zurückkehrt.
Für diese Kinder neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden ist das Ziel des INFORM-Projekts. Die Grundlage dafür ist die Analyse des Tumor-Erbguts zum Zeitpunkt des Rückfalls. Damit können die Forscher herausfinden, welche Faktoren den Krebs zum Wachsen anregen und dem einzelnen Kind möglicherweise mit einem der neuen, zielgerichteten Medikamente helfen. Die Analysen werden deutschlandweit allen Kindern mit Krebsrückfällen angeboten. Die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Kinderkrebsstiftung unterstützen eine Machbarkeitsstudie über zwei Jahre mit rund 1,1 Millionen Euro.
„Bei rund einem Viertel der krebskranken Kinder kehrt der Krebs nach einer Behandlung zurück, die meisten von ihnen haben dann keine dauerhafte Heilungschance mehr. Eine Erbgut-Analyse kann nach unserer bisherigen Erfahrung für etwa die Hälfte von ihnen neue Angriffspunkte für eine zielgerichtete Therapie aufzeigen. Unser Ziel ist es, deutschlandweit bei allen Kindern mit Krebsrückfällen nach einem Medikament zu suchen, das genau zu ihrem Tumor passt“, sagt Prof. Stefan Pfister vom Deutschen Krebsforschungszentrum, der federführende Koordinator des Forschungsverbunds INFORM.
Weder die Untersuchung des Tumorerbguts noch die zielgerichteten Medikamente werden derzeit von den Krankenkassen bezahlt. Die Förderung durch das DKFZ und das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) (2,5 Millionen Euro), die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Kinderkrebsstiftung deckt die Kosten für die Erbgutanalyse, Datenauswertung und Dokumentation.
Die BILD-Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ unterstützt nun bereits im zweiten Jahr Patienten, die nach der Erbgutanalyse mit zielgerichteten Medikamenten behandelt werden sollen. Diese teuren Wirkstoffe werden meist nicht von den Kassen übernommen, weil noch keine ausreichenden Studiendaten vorliegen.
Bei der großen Gala „Ein Herz für Kinder“ (Samstag, 5. Dezember, 20:15 Uhr im ZDF) erläutert einer der INFORM-Koordinatoren, Professor Olaf Witt vom DKFZ und vom Universitätsklinikum Heidelberg, wie INFORM dazu beiträgt, Krebsrückfälle bei Kindern in Zukunft besser zu behandeln.
* INFORM steht für „Individualisierte Therapie für Rückfälle von bösartigen Tumoren bei Kindern“. Die wissenschaftlichen Koordinatoren sind
- Prof. Stefan Pfister (federführender Koordinator, DKFZ),
- Prof. Olaf Witt (Leiter der INFORM-Registerstudie, DKFZ und Universitätsklinikum Heidelberg)
- Prof. Peter Lichter (Leiter des INFORM-Bereichs Molekulare Diagnostik, DKFZ)
- Prof. Angelika Eggert (Vorsitzende der Fachgesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Charité Berlin)
Unter dem Dach der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie sind deutschlandweit elf Studiengruppen und 58 Rekrutierungszentren an INFORM beteiligt.
Weitere Information: www.INFORM20.de
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.