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Österreichisches Brustkrebs-Früherkennungsprogramm
Einigung über Indikationenliste für diagnostische Mammographie erzielt

In die Verhandlungen waren weiters Univ. Prof. Dr. Heinz Kölbl, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien und Univ. Prof. Dr. Christian Singer, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, eingebunden.
Inhaltlich wurde die sogenannte erhöhte familiäre Disposition erörtert und passende Untersuchungsmöglichkeiten vereinbart. Damit soll sichergestellt werden, dass alle Frauen die nach neuestem Stand der Wissenschaft am besten geeigneten Untersuchungen erhalten.
Statements der Verhandlungspartner in alphabetischer Reihenfolge:
Manfred Brunner, Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkasse: "Mit dieser Einigung konnten nun auch die letzten Auffassungsunterschiede zwischen Ärzteschaft und Sozialversicherung ausgeräumt werden - nun kann mit vereinter Kraft und voller Unterstützung aller am Erfolg der Früherkennung von Brustkrebs im Interesse aller betroffenen Frauen gearbeitet werden. Die Sozialversicherung wird sich auch weiterhin im Kampf gegen Brustkrebs massiv engagieren und höchste Qualität, Stichwort Doppelbefundung, fördern. "
MR Dr. Thomas Fiedler, Obmann der Bundesfachgruppe Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Österreichischen Ärztekammer: "Die Gruppe der Frauen mit familiär erhöhtem Risiko für Brustkrebs bedarf einer speziellen Betreuung. Nun wurde auch die Möglichkeit eingeräumt, Risikopatientinnen eine individuelle Vorsorge zu ermöglichen."
Univ. Doz. Dr. Franz Frühwald, Obmann der Bundesfachgruppe Radiologie der Österreichischen Ärztekammer: "Die Indikationenliste stellt sicher, dass jede Frau eine Mammographie bekommt, wenn sie eine braucht. Wichtig zu wissen ist, dass sich das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm an gesunde, beschwerdefreie Frauen richtet. Frauen mit familiär erhöhtem Risiko oder Beschwerden werden jederzeit und altersunabhängig von Vertrauensärztin bzw. Vertrauensarzt zur so genannten diagnostischen Mammographie überwiesen."
Univ. Prof. Dr. Klaus Klaushofer, beratender Arzt der Sozialversicherung und ärztlicher Leiter Hanusch Krankenhaus Wien: "Wichtig für den Erfolg des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms ist neben einer guten Organisation vor allem die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Berufsgruppen. Die Indikationenliste wurden von allen Projektpartnern gemeinsam erarbeitet und ist als Beweis dafür zu werten, dass alle medizinischen Fachgruppen voll hinter dem Programm stehen."
Univ. Prof. Dr. Heinz Kölbl, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien: "Das erzielte Ergebnis ist auch in medizinwissenschaftlicher Sicht sehr gut - natürlich darf man sich darauf nicht ausruhen, sondern muss aktuelle Entwicklungen stets beobachten und gegebenenfalls reagieren. Mit diesem Ergebnis sind Frauen aber sicher, Untersuchungen in hoher Qualität und richtigem Ausmaß erhalten zu können."
Univ. Prof. Dr. Christian Singer, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien: "Die auf aktuellen Erkenntnissen basierende Regelung für Frauen mit erhöhter familiärer Disposition für Brustkrebs ermöglicht eine sehr gute und individuell passende Untersuchung aller Frauen, von der Hochrisikopatientin bis zur Mehrzahl aller Frauen, welche keinerlei erhöhtes Risiko aufweisen."
Vizepräsident Dr. Johannes Steinhart, Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte: "Durch das Zusammenwirken von Ärzteschaft und Sozialversicherung ist nun sichergestellt, dass Österreich das führende Brustkrebsfrüherkennungsprogramm hat, zumindest in Europe, wenn nicht gar weltweit, ein gemeinsamer Erfolg für die Patientinnen. Die Ärzteschaft hat viel dazu beigetragen."
Dr. Gert Wiegele, Obmann der Bundessektion der Ärzte für Allgemeinmedizin der Österreichischen Ärztekammer: "Als Vertreter der Ärzte für Allgemeinmedizin begrüße ich die aktuell erarbeitete Indikationenliste: Ein weiterer gemeinsamer Schritt, um für die Frauen die optimalen Voraussetzungen zur Erkennung und Behandlung von Brustkrebs zu schaffen und die Mortalität langfristig zu senken."
Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm bietet einen qualitätsgesicherten, systematischen Ablauf für Frauen in Österreich. Es ersetzt alle bisherigen Mammographie-Angebote zur Früherkennung von Brustkrebs. Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren erhalten alle 24 Monate eine persönliche Einladung zugesandt, die als direkte Berechtigung für eine Mammographie gilt; eine Zuweisung zur Untersuchung ist nicht mehr notwendig. Voraussichtlich ab Juli 2014 wird für alle Frauen von 45 bis 69 Jahren die e-card für die Früherkennungsmammographie alle zwei Jahre freigeschalten. Damit ist die Inanspruchnahme der Mammographie für Frauen dieser Altersgruppe ab dann nur mit der e-card möglich, eine Einladung ist nicht mehr notwendig.
Frauen im Alter von 40 bis 44 Jahren bzw. von 70 bis 74 Jahren (ab voraussichtlich 1. Juni ab 70 Jahren ohne Altersgrenze nach oben) können einen Einladungsbrief über die kostenlose Telefon-Serviceline anfordern.
Das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening gilt derzeit als die verlässlichste Methode zur Früherkennung von Brustkrebs. Umfassende Qualitätskriterien für die Untersuchung - wie eine standardisierte Doppelbefundung nach dem 4-Augen-Prinzip sowie neueste technische Geräte - und verbindliche Zertifizierungen für die am Früherkennungsprogramm teilnehmenden Radiologinnen und Radiologen sichern die hohe Qualität des Programms. Die Möglichkeit zur "diagnostischen Mammographie", die der Abklärung von Beschwerden oder eines Krankheitsverdachts dient, wird nicht verändert.
Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm ist eine gemeinsame Initiative von Bund, Sozialversicherung, Ländern und Österreichischer Ärztekammer.