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Europaweites Bilddatennetzwerk hilft Kindern mit seltenem Lymphdrüsenkrebs

Das Netzwerk „Paediatric Hodgkin Data Network“ ermöglicht die zeitgerechte, vollständige und zentrale Verfügbarkeit aller originalen röntgenologischen und nuklearmedizinischen Bilder, die unmittelbare Falldiskussion mit den behandelnden Ärzten und die wissenschaftliche Zusammenarbeit zur weiteren Therapieoptimierung. Der Aufbau erfolgte EU-gefördert im Zeitraum von 2008 bis 2011. Beteiligt waren die Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Leipzig (Direktor: Prof. Dr. Osama Sabri), die Universitätskinderklinik in Halle/Saale (Direktor: Prof. Dr. Dieter Körholz) und die IT-Firma Hermes Medical Solutions, Stockholm.
In Europa erkranken jährlich ca. 1.000 Kinder und Jugendliche an einem Hodgkin-Lymphom. Pro Kinderkrebsstation werden somit im Jahr kaum mehr als fünf Patienten behandelt. „Unser Ziel ist, dass jedes betroffene Kind gerade so viel Behandlung bekommt um geheilt zu werden, ohne unnötige Nebenwirkungen und Spätfolgen zu erleiden. Das erfordert eine fundierte Bewertung des individuellen Risikos jedes Patienten und eine darauf angepasste individualisierte Behandlung. Nur durch intensive Kooperationen, einheitliche Studienprotokolle und vor allem durch den Aufbau von Referenzzentren gelingt es, innerhalb eines kurzen Zeitraumes das nötige Expertenwissen aus allen Fachrichtungen zu generieren. Um auch Originalbilddaten zügig über weite Distanzen an die Referenzzentren zu übermitteln, galt es eine entsprechende Versandstruktur zu schaffen“, erklärt Prof. Dr. Regine Kluge, stellvertretende Direktorin der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am UKL, unter deren Leitung das Netzwerk aufgebaut wurde.
Sämtliche Bilddaten der jungen Patienten können nun online von den lokalen Zentren an einen zentralen Server geschickt werden. Die Referenznuklearmediziner in Leipzig und Referenzradiologen in Halle/Saale können diese Bilddaten direkt auf dem Server standardisiert auswerten und auf der wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenz, auf der über die Therapiestrategie entschieden wird, demonstrieren. „Diese gemeinsame Tumorkonferenz trägt wesentlich zur Qualitätssicherung, zur expertengerechten Therapiefestlegung und zur Verbesserung der Heilungsraten bei. Ich bin sehr stolz auf die über Ländergrenzen hinausgehende und seit Jahren erfolgreiche Kooperation“, so Prof. Dr. Dieter Körholz, Leiter der europäischen Hodgkin-Studie.
Mittlerweile sind über 136 Kliniken aus 16 verschiedenen europäischen Ländern von Norwegen bis Spanien an das Datennetzwerk angeschlossen. Über 10.000 Bildgebungen wurden seit Etablierung des Netzwerkes übertragen und gespeichert. „Dieser große Datenschatz erlaubt Nuklearmedizinern und Radiologen zudem auch die systematische und zeitnahe Erforschung der Bildgebung. Wir können aus den Ergebnissen Prognosefaktoren ableiten, die wesentlich zur Individualisierung und Optimierung der Krebstherapie beitragen“, sagt der Leipziger Referenznuklearmediziner Dr. Lars Kurch.
„Das Paediatric Hodgkin Network ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich eine gute Vernetzung, medizinische und wissenschaftliche Expertise sowie die enge Zusammenarbeit mit einem Industrieunternehmen sinnvoll zum Wohle des Patienten ergänzen“, so Prof. Dr. Osama Sabri.