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Mit dem iPad im OP
Exponat aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum auf der MS Wissenschaft
Während der kommenden fünf Monate haben Besucher Gelegenheit, das Softwaresystem auf der „MS Wissenschaft“ selbst auszuprobieren. Die schwimmende Wissenschaftsausstellung startete am 6. Mai in Berlin.
Bei der Planung eines minimalinvasiven Eingriffs hilft Ärzten ein virtueller Blick in den Körper, um sich besser räumlich zu orientieren. Wissenschaftler um Michael Müller aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) sorgen nun mit ihrer Entwicklung „SurgeryPad“ dafür, dass dazu keine diagnostischen Großgeräte mehr notwendig sind – ein Tablet-Computer reicht aus.
Mit der Kamera eines iPads filmt der Arzt die Körperoberfläche des Patienten. Darauf projiziert SurgeryPad dann eine 3D-Darstellung der Organe, die aus zuvor aufgenommenen computertomografischen Bildern errechnet wurde. Dabei erscheint dem Nutzer des Systems das virtuelle Organ immer in genau dem Blickwinkel, aus dem er den Patienten betrachtet. Möglich wird dies durch farbige Referenzpunkte auf der Haut des Patienten: Die SurgeryPad-Software errechnet aus diesen Koordinaten die räumliche Ausrichtung des Tablet-PCs und konstruiert in Millisekunden die dazu passende Ansicht aus dem Körperinneren.
Vom 6. Mai an haben Interessierte ganz Deutschland auf der MS Wissenschaft die Gelegenheit, SurgeryPad selbst auszuprobieren. Die Ausstellung im Bauch des großen Frachtschiffs steht dieses Jahr unter dem Motto „Digital unterwegs“. Sie lockt mit über 30 interaktiven Exponaten, die den vielfältigen Einsatz digitaler Technologien veranschaulichen. Die Ausstellung will besonders darstellen, welche Rolle Wissenschaft und Forschung dabei spielen. Die fünfmonatige Tour der MS Wissenschaft durch deutsche Binnengewässer startet in Berlin.
Michael Müller, der Entwickler von SurgeryPad, freute sich, dass er das System bei der Ausstellungeröffnung am 6. Mai der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Johanna Wanka, vorführen konnte: „Minimalinvasive Operationen oder Biospien finden immer mehr Verbreitung. Systeme wie SurgeryPad, die auf erweiterter Realität basieren, unterstützen das räumliche Vorstellungvermögen des Arztes und können in Zukunft dazu beitragen, diese Eingriffe präziser und schonender durchzuführen“, sagt der Medizininformatiker.
Wann legt die MS Wissenschaft wo an? Hier geht’s zum Tourplan:
http://www.ms-wissenschaft.de/tour.html
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.