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Sachsen-Anhalt
Gesund groß werden: Krebsprävention beginnt im Kindes- und Jugendalter
Zum „Tag der Jugend“ am 12. August 2024. erinnert die Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft e.V. daran, dass bereits im Kindes- und Jugendalter durch den Lebensstil entscheidende Weichen für die spätere Gesundheit gestellt werden. Aktuelle Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen, dass die globale Krebsbelastung kontinuierlich wächst. Mit etwa 20 Millionen neuen Krebsfällen und 9,7 Millionen Krebstoten im Jahr 2022 sind die Zahlen jetzt schon alarmierend hoch. Das Robert Koch-Institut prognostiziert einen Anstieg der Krebsfälle bis 2030 um etwa 23 Prozent. Grund dafür ist vor allem der demografische Wandel und die damit verbundene steigende Lebenserwartung.
Kinder und Jugendliche erkranken vergleichsweise selten an Krebs. Jedes Jahr sind in Deutschland etwa 2250 unter 18-Jährige betroffen. Diese Krebserkrankungen unterscheiden sich wesentlich von denen bei Erwachsenen, können aber auch besser behandelt werden: Laut RKI liegt die Wahrscheinlichkeit fünf Jahre nach der Diagnose noch zu leben bei betroffenen Kindern bei mehr als 85 Prozent - bei Erwachsenen im Durchschnitt bei ca. 65 Prozent.
Krebserkrankungen treten jedoch vermehrt in höherem bzw. Erwachsenenalter auf. Doch ungesunde Lebensgewohnheiten wie schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und Tabakkonsum können bereits früh die Grundlage für ein erhöhtes Risiko für eine spätere Krebserkrankung legen. Forschende haben herausgefunden, dass rund 40 von 100 Krebserkrankungen allein durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden können. Zudem sind die Heilungschancen deutlich besser, wenn man die Erkrankung früh erkennt. Das bedeutet: Frühzeitige Prävention und Vorsorge sind unerlässlich, um das eigene Krebsrisiko zu reduzieren.
Doch Hand aufs Herz – wie viele Jugendliche haben sich schon einmal gefragt: Was ist eigentlich Krebs? Wie viele Jugendliche sind sich bewusst, dass sie selbst dieser Krankheit aktiv vorbeugen können? Dabei ist das Thema Gesundheit bei den 14 bis 17-jährigen durchaus präsent: 2020 gaben laut Sinus-Millieustudie mehr als drei Viertel der befragten jungen Menschen an, dass ihnen die eigene Gesundheit wichtig ist. Daher ist der Zugang zu präventiven Maßnahmen und die Förderung gesunder Gewohnheiten im jungen Alter essenziell und wird auch von der Personengruppe angenommen.
Die gesetzlichen Krebs-Früherkennungsuntersuchungen sind ein wichtiger Baustein im deutschen Gesundheitssystem, um Krebs rechtzeitig zu erkennen und im Frühstadium behandeln zu können. Diese finden jedoch nur jährlich (z. B. bei Brustkrebs) oder alle zwei Jahre (z. B. bei Hautkrebs) statt und werden erst ab dem frühen Erwachsenenalter von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Neben ärztlichen Früherkennungsuntersuchungen wird daher empfohlen, den eigenen Körper – insbesondere Brust, Hoden und Haut – regelmäßig auf Veränderungen zu untersuchen. Der Grundstein zur Selbstuntersuchung sollte möglichst frühzeitig gelegt und bereits Jugendliche sollten für die Krebsfrüherkennung sensibilisiert werden.
Die Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft e.V. ruft gemeinsam mit den Landeskrebsgesellschaften am „Tag der Jugend“ alle Eltern, Lehrer und politischen Entscheidungsträger dazu auf, verstärkt auf eine gesunde Lebensweise bei Kindern und Jugendlichen zu achten und sie aktiv zu unterstützen.
„Die Aufklärung über Krebsfrüherkennung und Vorsorge konzentriert sich immer noch hauptsächlich auf Erwachsene und Senioren. Das muss sich ändern!“ betont Sven Weise, Geschäftsführer der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft e.V.. „Wenn Kinder und Jugendliche heute ungesund leben, legen sie den Grundstein für ernsthafte Erkrankungen in der Zukunft. Wir müssen dringend diese Zielgruppe mehr einbeziehen und geeignete Maßnahmen zur Unterstützung umsetzen.“
Das Projekt „Bodycheck gegen Krebs“ – du hast es in der Hand
„Bodycheck gegen Krebs“ – du hast es in der Hand richtet sich direkt an Jugendliche im Alter zwischen 12 und 14 Jahren. Ziel ist es, die jungen Menschen für das Thema Krebserkrankungen zu sensibilisieren und ihr Bewusstsein für den eigenen Körper stärken. Auf der speziell für und mit Jugendlichen entwickelten Website www.bodycheck-gegen-krebs.de finden sie jugendgerechte Einführungen in das Thema Krebs und Krebsfrüherkennung, Erklärvideos sowie Anleitungen zur Selbstuntersuchung von Brust, Hoden und Haut. Erarbeitet von der Thüringischen Krebsgesellschaft.
„Unsere Mission ist es, Jugendliche dazu zu ermutigen, medizinisch relevante Veränderungen selbst zu erkennen und sich bei Bedarf Unterstützung zu suchen. Durch das Projekt möchten wir zeigen, dass jeder Einzelne aktiv zur Vorbeugung von Krebserkrankungen beitragen kann“, betont die Projektleiterin der Thüringischen Krebsgesellschaft e. V., Heide Sophie Berthold. „Frühzeitige Information und Aufklärung fördern die Gesundheitskompetenz und Selbstwirksamkeit von Jugendlichen. Indem sie über präventive Maßnahmen und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen informiert werden, können sie ein Gefühl der Kontrolle über ihre Gesundheit entwickeln. Dies stärkt ihr Vertrauen in die eigene Fähigkeit, aktiv zur Vorbeugung von Krankheiten beizutragen und gesundheitsfördernde Routinen zu etablieren.“
Die Thüringische Krebsgesellschaft e. V. lädt Jugendliche, Eltern, Lehrer und alle Interessierten dazu ein, die Website www.bodycheck-gegen-krebs.de zu besuchen und die vielfältigen Informationsangebote zu nutzen. „Mit unserem Projekt wollen wir Jugendlichen Zugang zu vertrauenswürdigen und evidenzbasierten Informationen geben, damit sie informierte Entscheidungen für ihre eigene Gesundheit treffen können“, so Berthold.
Quellen:
World Health Organisation (WHO): Global cancer burden growing, amidst mounting need for services
https://www.who.int/news/item/01-02-2024-global-cancer-burden-growing--amidst-mounting-need-for-services
Katalinic A: The burden of cancer in Germany. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 569–70. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0569
https://www.aerzteblatt.de/int/archive/article/199683
Sinus Markt- und Sozialforschung GmbH: Sinus Jugendstudie 2020
https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/SINUS-Jugendstudie_ba.pdf
Robert-Koch-Institut (Krebserkrankungen): https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Krebserkrankungen/Krebserkrankungen_node.html