- Praxis [+]
CCC Vienna
Individualisierte Medizin: die EXACT-Studie ist angelaufen

Die Anzahl der onkologischen Neuerkrankungen steigt stetig an. Obwohl das Spektrum an wirksamen Therapien immer größer wird, profitiert nicht jede PatientIn von einer der neuen oft zielgerichteten Therapien. Es gilt daher herauszufinden, welche PatientIn von welcher Therapie zu welcher Zeit profitiert. Dieser Situation wird das Konzept einer personalisierten Medizin gerecht, also die Entwicklung einer für den individuellen Tumor maßgeschneiderte Therapie.
EXACT-Studie
Am Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien werden die Möglichkeiten der personalisierten Medizin nun in der als Machbarkeitsstudie angelegten EXACT-Untersuchung geprüft. Das Ziel der Studie (Koordination Gerald Prager, Klinik für Innere Medizin I der MedUni Wien und Mitglied des Comprehensive Cancer Center Vienna) ist es, KrebspatientInnen mit nicht resektablen metastasierenden Tumorerkrankungen künftig individuelle Therapien anbieten zu können. Mit Hilfe eines molekularpathologischen Screenings werden 49 Onkogene auf 750 Mutationen hin untersucht und 12 Proteinexpressionen getestet.
Interdisziplinäres Tumorboard „MONDTI"
Prager dazu: „Die EXACT–Studie ist nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit möglich. Für das Screening benötigen wir frisch-gewonnenes Tumorgewebe (Real-time biopsy), da Tumoren unter zuvor gegebener Therapie ihre molekularen Charakteristika verändern können. Die individuellen Tumoren werden von unseren PathologInnen mittels Next Generation Sequencing, Immunhistochemie und der FISH-Analyse (fluorescence in situ hybridization) charakterisiert.“ Die Ergebnisse werden in einem eigens eingerichteten fächerübergreifenden Tumorboard, der MONDTI-Plattform (Molekulare Onkologische Diagnostik und Therapie), bewertet und in der Folge Therapieregimes entwickelt und eingesetzt. An der MONDTI-Plattform nehmen VertreterInnen der Universitätsklinik für Pathologie (Leonhard Müller und Friedrich Wrba), des Instituts für Krebsforschung (Maria Sibilia, Walter Berger, Martin Filipits), der Universitätsklinik für Innere Medizin I (Christoph Zielinski, Robert Mader, Gerald Prager), des Instituts für Medizinische Statistik (Stefan Thurner und Team), des Research Center for Molecular Medicin (CeMM, Giulio Superti-Furga und Stefan Kubicek) und der Abteilung für Molekularbiologie der Uni Wien (Arndt von Haeseler) teil.
Studie noch offen – Einbringen von PatientInnen möglich
Bisher wurden rund 30 PatientInnen gescreent und bei rund der Hälfte Targets gefunden. Diese PatientInnen konnten in Folge mit zielgerichteten Therapien behandelt werden. Prager: „Als Zwischenergebnis können wir sagen, dass wir einige biologische Aktivitäten dieser experimentellen Therapien in den Tumoren beobachten konnten. Durch die verabreichte Therapie konnten wir mitunter eine Stabilisierung der onkologischen Erkrankung beobachten, in manchen Fällen sogar partielle Remissionen, also den Rückgang der Tumorlast.“ Das Ziel des Studienteams ist es, 55 PatientInnen mit einer zielgerichteten Therapie zu behandeln. Prager dazu: „Die Studie ist noch offen. Da unsere Zwischenergebnisse zeigen, dass einige der PatientInnen von der neuen Therapieform profitieren, möchten wir alle KollegInnen einladen, passende PatientInnen einzubringen.“ Die Studie startete im November 2013 und ist vorerst für die Dauer von zwei Jahren konzipiert.