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Tübingen
Krebsbehandlung mit Gütesiegel
Als sie 2002 ihr Zertifizierungssystem entwickelten, war es Ziel der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und verschiedener medizinischer Fachgesellschaften, die Betreuung onkologischer Patienten im ganzen Land zu verbessern und ihnen in jeder Phase ihrer Erkrankung eine Behandlung zu ermöglichen, die sich an hohen Qualitätsmaßstäben orientiert. Diesem Ziel kommt die DKG immer näher: 2002 war das Universitäts-Brustzentrum Tübingen das bundesweit erste zertifizierte Organkrebszentrum überhaupt, heute gibt es 280. Als 2009 das Südwestdeutsche Tumorzentrum – CCC Tübingen erstmals als Onkologisches Zentrum zertifiziert wurde, war es eines der ersten in Deutschland. Heute tragen über 90 Tumorzentren oder vergleichbare Einrichtungen das Label. Zertifizierte Onkologische Zentren und Organkrebszentren bieten durch ihre besonderen Qualitätssicherungsmaßnahmen, ihren hohen Anspruch an Behandlungsqualität und der transparenten Darstellung eine klare Entscheidungshilfe für Patientinnen und Patienten.
Voraussetzung für eine ganzheitliche und erfolgreiche Versorgung von Krebspatienten ist das eng verzahnte Miteinander von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen und Berufsgruppen. Ein zentrales Merkmal für die Behandlungsqualität sind daher interdisziplinäre Tumorkonferenzen, in denen Krebsspezialisten verschiedener Fachrichtungen gemeinsam entscheiden, welche Therapie die beste für den jeweiligen Patienten ist. „Die Tumorkonferenzen sind ein Herzstück der Onkologie in Tübingen“, sagt Prof. Daniel Zips, Sprecher des CCC Tübingen-Stuttgart und Chef der Universitätsklinik für Radioonkologie. „Mit seinen 16 wöchentlichen Tumorkonferenzen, so hat uns ein Gutachter bestätigt, läge Tübingen im Bundesvergleich im Spitzenbereich. 11 700 Therapieempfehlungen haben wir dort 2014 erstellt, 20 Prozent mehr als im Vorjahr.“
Andrea Seckinger, Geschäftsführerin des CCC Tübingen-Stuttgart, weiß, welchen Kraftakt jedes Audit für die Zentren bedeutet und ist entsprechend stolz auf die erfolgreiche Rezertifizierung: „Die Patientenzahlen in Tübingen sind mit 6.700 neudiagnostizierten und rund 23.400 betreuten Tumorpatienten pro Jahr insgesamt sehr hoch: So wurden allein im Brustzentrum im Jahr 2014 knapp 900 Frauen mit der Neudiagnose Brustkrebs behandelt – Mindestanforderung der DKG sind 150 Primärfälle. Im Hautkrebszentrum sind es allein 800 Melanomneudiagnosen, im Prostatazentrum knapp 400 und im Zentrum für Neuroonkologie fast 500 Neudiagnosen. Damit steigt natürlich auch der Dokumentationsaufwand. Das Label ist aber dasselbe, egal ob ein Zentrum 150 oder 600 Patienten betreut. Und bei diesen Zahlen ist eine erfolgreiche Rezertifizierung schon eine enorme Leistung!“
„Mit den Behandlungszahlen steigt natürlich die Expertise des behandelnden Zentrums“, ergänzt Daniel Zips. „Zusammen mit dem DKG-Gütesiegel steht das für eine außerordentlich hohe Behandlungsqualität, die den Tumorpatienten hier in Tübingen zugute kommt. Das haben uns auch über 1000 Tumorpatienten in unserer letzten umfangreichen Befragung bestätigt: 97,5 Prozent der Befragten empfehlen das Tübinger Universitätsklinikum weiter – das ist für uns natürlich das größte Lob!“