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  • von Thomas Heckmann

Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Operationen an der Leber in 3D und mit Navigationsunterstützung

Univ.-Prof. Dr. Hauke Lang (ganz links), Dr. Matthias Peterhans (Mitte) und Teile des OP-Teams vor dem Navigationsbildschirm. © Foto: Markus Schmidt,Universitätsmedizin Mainz
Univ.-Prof. Dr. Hauke Lang (ganz links), Dr. Matthias Peterhans (Mitte) und Teile des OP-Teams vor dem Navigationsbildschirm. © Foto: Markus Schmidt,Universitätsmedizin Mainz

Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Mainz nutzt als erste Universitätsklinik in Deutschland hochmoderne Technologie zur Entfernung von Lebermetastasen.

Pro Jahr erkranken in Deutschland rund 65.000 Menschen neu an Darmkrebs. Bei etwa der Hälfte der Patienten entwickeln sich im Verlauf der Erkrankung Metastasen in der Leber. Eine Heilung ist dann nur noch durch eine chirurgische Entfernung der Metastasen möglich. Aufgrund des anatomischen Aufbaus und der Beschaffenheit der Leber einerseits und der Notwendigkeit zur Entfernung aller Metastasen andererseits, konnten bislang nur rund 20 Prozent dieser Patienten operiert werden. Um zukünftig mehr Patienten eine Operation zu ermöglichen, haben Medizintechnikexperten aus Bern, Stockholm und Bremen gemeinsam mit der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Mainz unter der Leitung von Prof. Dr. Hauke Lang, MA, FACS, ein chirurgisches Navigationssystem für hochpräzise leberchirurgische Eingriffe entwickelt. Mainz ist die erste Universitätsklinik in Deutschland, die dieses System einsetzt.

Bei vielen Lebertumoren oder auch Lebermetastasen anderer Tumore ist die chirurgische Entfernung die einzige Therapie mit Aussicht auf Heilung. Allerdings stellen der individuell unterschiedliche Aufbau der Leber, die extrem starke Durchblutung und oftmals auch die Lage des/der Tumors/Tumoren in enger Nachbarschaft zu Blutgefäßen eine große Herausforderung für den Operateur dar. Hinzu kommt, dass trotz der großen technischen Entwicklungen der bildgebenden Verfahren in den vergangenen Jahren vor der Operation nicht klar ist, wie viel Lebergewebe tatsächlich entfernt werden kann, ohne das die Funktionsfähigkeit des Organs eingeschränkt wird. Um ein gutes Behandlungsergebnis zu erzielen, sind daher eine exakte Planung und eine optimale Umsetzung dieses Plans während des Eingriffs von großer Bedeutung.

Deshalb hat ein Team um Univ.-Prof. Dr. Hauke Lang, MA, FACS, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Mainz, gemeinsam mit europäischen Partnern ein Gerät und chirurgisches Verfahren entwickelt, dass die Genauigkeit bei chirurgischen Tumorentfernungen in Kombination mit moderner Computer- und Navigationstechnologie verbessert. Während der knapp 10-jährigen Forschungsphase hat sich gezeigt, dass neben einer speziellen Bildgebung künftig auch die Verwendung modernster navigationsbasierter Verfahren eine wichtige Rolle spielen wird:
So werden nun vor der Operation computertomografische Aufnahmen der Leber gemacht und in ein virtuelles 3D-Modell des Organs überführt. Dieses zeigt exakt an, wo sich Tumoren befinden und welche kritischen Strukturen in der Nähe (z. B. Gefässe) nicht verletzt werden dürfen. Während der Operation wird dieses 3D-Modell direkt im Operationssaal auf einem Bildschirm angezeigt, der Chirurg sieht dreidimensional Gefäße, Tumore und Segmente der Leber. Das neuartige Navigationssystem „CAS-One“™, misst – ähnlich einem GPS Navigationssystem im Auto - die Positionen aller chirurgischen Instrumente und zeigt diese innerhalb des 3D-Modells der Leber an. Der Chirurg kann sich präzise im Organ orientieren und am Bildschirm genau sehen, wohin ein chirurgisches Instrument (z. B. ein Ultraschallskalpell oder eine Nadel) geführt werden muss, um den Tumor/die Metastasen vollständig zu entfernen bzw. zu zerstören und dabei möglichst wenig gesundes Lebergewebe zu beeinträchtigen.

Das CAS-One Lebernavigationsgerät (Fa. CAScination, Bern), das in der Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Mainz von Prof. Dr. Hauke Lang, MA, FACS mitentwickelt wurde und seit kurzem bei Operationen eingesetzt werden kann, ist das erste Gerät, welches in Deutschland an einer Universitätsmedizin im Einsatz ist. Weltweit sind es bislang acht Geräte.

„Selbst für erfahrene Chirurgen ist eine Leber-Operation aufgrund der Anatomie, der Gewebsbeschaffenheit und der damit verbundenen hohen Komplikationsrate eine Herausforderung. Die Verbesserung der Orientierung während der Operation mit dem neuen System ist beeindruckend und erlaubt einen hochpräzisen Eingriff. Wir gehen davon aus, dass wir mit dieser Technologie in Zukunft auch bei einer Reihe bisher nicht operablen Fällen chirurgisch aktiv werden und damit mehr Patienten helfen können“, so Prof. Dr. Hauke Lang.

"Das Team von Prof. Dr. Hauke Lang war auf Gebiet der Computerassistierten Leberchirurgie stets bei den neusten Entwicklungen dabei und wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit zum Thema der Intra-operativen Navigation. Durch den Einsatz des CAS-One Systems erwarten wir, dass mehr Patienten von einer potentiell heilenden Chirurgie profitieren können und dass in der Forschung neue Behandlungsansätze entwickelt werden", sagt Dr. Matthias Peterhans, Geschäftsführer der CAScination AG.

Univ.-Prof. Dr. Karl Lackner, Stellvertretender Medizinischer Vorstand, freut sich sehr über das neue Leistungsangebot: „Die Entwicklung und der Einsatz dieses Systems in Mainz zeigt einmal mehr, dass die Universitätsmedizin Mainz mit Prof. Lang eine hervorragende Adresse für Operationen an Leber, Pankreas und Gallengängen sowie Transplantationen ist. Für Patientinnen und Patienten aus der gesamten Region und aus dem Ausland werden wir zum Anlaufpunkt für eine innovative Tumor-Therapie.“

„Die Universitätsmedizin Mainz und das Team um Prof. Lang haben durch die erfolgreiche Mitentwicklung erneut bewiesen, dass sie sowohl national als auch international einen bedeutsamen Platz auf der medizinisch-wissenschaftlichen Landkarte einnehmen. Ich bin überzeugt, dass vom Einsatz des Systems weitere wichtige Impulse für die Behandlung von Erkrankungen der Leber ausgehen werden, deren Therapie bisher als aussichtlos eingeschätzt wurde. Zugleich motiviert es die Mainzer Mediziner, ihre Visionen und ausgezeichneten Forschungsansätze zu verfolgen und zu verwirklichen, um so vielen Patienten eine Perspektive bieten zu können“, ergänzt Univ.-Prof. Dr. Christian Werner, Stellvertretender Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin.

Dipl.-Betriebsw. (FH) Caroline Bahnemann, Stabsstelle Kommunikation und Presse, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Caroline Bahnemann, Stabsstelle Kommunikation und Presse, Universitätsmedizin Mainz, Tel.: 06131 / 17-7426, Fax: 06131 / 17-3496, eMail: pr@unimedizin-mainz.de
16.08.2013
06.03.2024, 15:44 | vth
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