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NCT Dresden
Riesiges Virus informiert spielerisch über den Schutz vor HPV-bedingten Krebserkrankungen
Humane Papillomviren (HPV) sind in Deutschland jedes Jahr für rund 7.700 Krebsneuerkrankungen verantwortlich. Eine rechtzeitig vorgenommene HPV-Impfung schützt hochwirksam vor den krebserregenden Virustypen, wird aber deutschlandweit noch viel zu selten in Anspruch genommen. Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) lädt dazu ein, an einem großen Virus-Modell spielerisch zu erkunden, welche Folgen eine Infektion mit HP-Viren haben kann und wie eine HPV-Impfung vor bestimmten Krebsarten schützt. Die Mitmachstation mit Geschicklichkeits- und Tastspielen steht noch bis Ende November im Universitäts Kinder-Frauenzentrum des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.
Entwickelt wurde sie anlässlich der Nationalen Krebspräventionswoche vom Deutschen Krebsforschungszentrum, von der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft.
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Humane Papillomviren können verschiedene Krebsarten auslösen, insbesondere Gebärmutterhalskrebs, aber auch Krebserkrankungen in Mund- und Rachenraum, im Darmausgang und im äußeren weiblichen (Vulvakarzinome) und männlichen Genitalbereich. Gefährdet sind also sowohl Frauen als auch Männer. „Die HPV-Impfung ist ein Quantensprung zur Vorbeugung HPV-bedingter Krebserkrankungen. Leider ist die Impfquote in Deutschland viel zu niedrig für einen flächendeckenden HPV-Schutz. Mit der Mitmachstation möchten wir Eltern und Kinder spielerisch über die Vorteile der HPV-Impfung informieren“, sagt Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden und Mitglied im erweiterten Direktorium des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC).
An der HPV-Mitmachstation können Kinder und Erwachsene ertasten, durch welche Merkmale sich HP-Viren von weiteren Viren wie etwa Corona-Viren unterscheiden. In Geschicklichkeitsspielen lässt sich herausfinden, wie viele Impfdosen Kinder und Jugendliche abhängig von ihrem Alter benötigen und wie sich außer durch eine HPV-Impfung das persönliche Krebsrisiko senken lässt. Verschiebbare Elemente verdeutlichen, an welchen Körperstellen HP-Viren auftreten können und was sie im Körper bewirken.
Etwa 80 Prozent der Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HP-Viren. Über 200 verschiedene HPV-Typen gibt es, zwölf von ihnen werden als krebserregend eingestuft. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion unbemerkt, sie kann aber auch zu Zellveränderungen, Krebsvorstufen und schließlich Krebs führen. Gebärmutterhalskrebs ist die häufigste durch HPV ausgelöste Krebserkrankung in Deutschland – jährlich sind rund 3.900 Neudiagnosen der Erkrankung auf HPV-Infektionen zurückzuführen. Am häufigsten wird die Tumorart bei Frauen im Alter von 40 bis 44 Jahren festgestellt. Nur 69 von 100 Gebärmutterhalskrebs-Patientinnen überleben einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren nach der Diagnose.
Da HPV vorwiegend sexuell übertragen wird, sollte die Impfung vor der Aufnahme erster sexueller Kontakte erfolgen. Eine rechtzeitig vorgenommene HPV-Impfung ist hochwirksam und schützt in bis zu 90 Prozent vor den krebsverursachenden Virustypen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die HPV-Impfung daher für Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Im Jahr 2018 hatten bundesweit 43 Prozent der 15-jährigen Mädchen eine vollständige Impfserie erhalten. Damit belegt Deutschland im internationalen Vergleich einen der hinteren Plätze. Um die Übertragung des HP-Virus in der Bevölkerung zu unterbrechen und auch Personen zu schützen, die aus verschiedenen Gründen nicht geimpft werden können, ist eine Gesamtimpfquote von mindestens 70 Prozent erforderlich.
Nachdem 1971 in Deutschland das Angebot zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs durch einen jährlichen Zellabstrich vom Gebärmutterhals (PAP-Abstrich) eingeführt wurde, sanken die Erkrankungsraten um mehr als die Hälfte. In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen hingegen stabil. „Durch die Impfung haben wir nun die Chance, den Gebärmutterhalskrebs weitgehend auszurotten. Es ist wichtig, dass wir diese Chance nutzen“, betont Prof. Wimberger.
Auch in der Therapie des Gebärmutterhalskrebses gibt es Fortschritte. So können Patientinnen am NCT/UCC in der Universitätsfrauenklinik mit einer besonderen nervenschonenden Methode – der so genannten totalen mesometrialen Resektion (TMMR) – operiert werden. Die Methode wurde von Prof. Michael Höckel an der Universität Leipzig entwickelt und wird deutschlandweit bislang nur an wenigen Zentren angeboten. Ein Durchbruch kündigt sich aktuell in der Standardtherapie für bestimmte metastasierte Gebärmutterhalskrebserkrankungen an: Eine Immuntherapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab soll künftig zusätzlich zur Chemotherapie zum Einsatz kommen. „Eine internationale Studie, an der auch unser Zentrum teilgenommen hat, zeigte, dass sich dadurch das Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung und an der Erkrankung zu versterben um etwa ein Drittel senken lässt“, so Wimberger.