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Informationstechnologie
Videokonferenzen im Klinikalltag
![Video Conference control booth. © Foto: Duncan Underwood (originally posted to Flickr as Video Conference) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons](assets/images/9/Video_Conference_control_booth-3f15923a.jpg)
In Österreich z.B. sind daher sogenannte Tumorboards gesetzlich vorgeschrieben – Fallbesprechungen, in denen alle für die Behandlung notwendigen Experten die individuellen Therapiepfade festlegen. Ziel ist ein Höchstmaß an Sicherheit und Behandlungserfolg für den onkologischer Patienten. Allerdings sind nicht alle Board-Teilnehmer zwangsläufig immer vor Ort, in der behandelnden Klinik, präsent. Lange Anfahrten sind häufig die Folge; sie kosten Zeit und Geld. Dieser negative Aspekt wiederum wird vermieden, wenn, wie das heute in allen österreichischen Landeskliniken bereits der Fall ist, die Boards per Videokonferenz abgehalten werden. „In einer ersten Bilanz spricht man von einer enormen Qualitätssteigerung“, hieß es dazu in einer Meldung der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt ORF vom November 2013. Im Krankenhaus des Dresdner St. Joseph-Stifts geht man bei der Behandlung von Darmkrebspatienten in vergleichbarer Weise vor.
Bei akutem Schlaganfall zählt jede Sekunde. Deshalb wurden die Krankenhäuser der Niels-Stensen-Kliniken in den niedersächsischen Städten Melle, Harderberg, Ostercappeln und Bramsche über ein Videokonferenzsystem für Tele-Neurologie mit der Schlaganfallzentrale im Klinikum Osnabrück, wo eine Klinik für Neurologie besteht, und zudem mit einer kooperierende Klinik für Neurochirurgie am Marienhospital, ebenfalls in Osnabrück, verbunden. Die beteiligten Mediziner zogen kürzlich eine positive Bilanz: In den vergangen beiden Jahren wurde mehr als 250 Patienten auf diese Weise geholfen.
Aber auch in anderen medizinischen Bereichen ermöglicht der Einsatz von Videokonferenzen einen erhöhten Grad der inner- wie interdisziplinären sowie räumlichen Vernetzung von Kliniken und Ärzten und erbringt neben erhöhter Behandlungsqualität auch Vorteile im Hinblick auf zeitliche und wirtschaftliche Ressourcen. So nimmt das medizinische Fachpersonal des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses seine Aufgaben über die drei städtischen Standorte nicht zuletzt unter Nutzung von Videokonferenzen wahr.
Dabei müssen praxistaugliche Lösungen bestimmten Kriterien genügen. „Ärzte sind keine Technologie-Spezialisten“, weiß André Röhrig, Geschäftsführer der BRAVIS International GmbH aus Cottbus, „denn viele Kliniken und Krankenhäuser oder gar Arztpraxen verfügen nicht über speziell für Videokonferenzen geschulte IT-Mitarbeiter. Daher müssen entsprechende Anwendungen schnell und vor allem problemlos zu installieren und zu bedienen sein.“ Ein weiteres Schlüsselkriterium sei eine exzellente Bildqualität, damit Röntgen- und MRT-Aufnahmen gestochen scharf und mit hohem Kontrast dargestellt werden. „Hervorragende Audioqualität sowie interaktives Instrumentarium wie Desktop- und Application-Sharing“, erklärt Röhrig weiter, „sind nicht minder wichtig.“ Und nicht zuletzt sei die Übertragungssicherheit von zentraler Bedeutung, denn während der Konferenzen werden vertrauliche Patientendaten und Behandlungspläne übermittelt und diskutiert.
In Bayern hat sich die Gemeinnützige Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg für die Anwendung von BRAVIS zur Videokommunikation zwischen ihren beiden, etwa 45 Kilometer voneinander entfernten Häusern entschieden. Die Chefärzte von Fachbereichen wie Kardiologie oder Viszeralchirurgie pendeln regelmäßig. Trotzdem können z. B. die Morgenbesprechungen nun so stattfinden, als säßen alle Beteiligten in einem Raum. „Auch die jederzeit mögliche gemeinsame Begutachtung von Patienten-Aufnahmen am Bildschirm hat die Behandlungsqualität in unseren Kliniken weiter erhöht“, betont Heiko Ortlauf, IT-Leiter der Gesellschaft. Es habe nicht einmal gesonderten Schulungsaufwandes bedurft, um das medizinische Personal einzuweisen. Die Einführung sei rasch und frustrationslos durch learning by doing vollzogen worden. Auch zwischen den IT-Bereichen beider Häuser werde BRAVIS genutzt, was etwa bei der Behebung von Mängeln sehr hilfreich sei. „Nach einem halben Jahr können wir sagen: BRAVIS läuft völlig störungsfrei.“