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Universitätsklinikum Tübingen
Weltweit erstes SPECT/CT einer neuen Generation - bessere Bilder aus dem Körper
Schon bisherige SPECT/CT-Anlagen haben den besonderen Vorteil von Hybrid-Bildgebung: Sie verbinden zwei unterschiedliche Methoden der Bildgebung – zur selben Zeit und mit derselben Anlage werden also zwei verschiedene Typen medizinischer Bilder erzeugt. Das System errechnet aus diesen beiden Quellen eine dreidimensionale Darstellung, die sowohl die anatomische Struktur im Körper anzeigt als auch die dort ablaufenden Prozesse.
Die Fixpunkte in dieser Darstellung liefert die auf Röntgen basierende Computertomografie. Sie zeigt mit ihren Schnittbildern, wie die Anatomie der untersuchten Körperregion aussieht. Dem zweiten Verfahren liegt die Szintigrafie zugrunde, eine nuklearmedizinische Untersuchung, die sichtbar machen kann, wie in genau diesem Moment der Stoffwechsel von Zellen und Organen abläuft. Dafür wird Patienten vorab eine schwach radioaktiv markierte Substanz gespritzt, die sich gezielt in jene Prozesse des Körpers einschleust, die untersucht werden sollen. Die Strahlung kann diese Abläufe dann für kurze Zeit sichtbar machen, eine Gamma-Kamera hält das fest. Das zweite Verfahren, das Schnittbilder aus mehreren Szintigrafien errechnet, heißt SPECT, was die Abkürzung für Single-Photonen-Emissions-Computertomografie ist. Die Software der Anlage kombiniert am Ende alle Aufnahmen des Tomografen und der Gamma-Kamera zu einer komplexen Darstellung.
„Wir erhalten einen richtigen Film davon, was im Körper gerade stattfindet“, beschreibt Prof. Dr. med. Christian la Fougère die Ergebnisse. „Die Knochen, Organe und Gewebe sind sehr gut zu erkennen“, sagt der Lehrstuhlinhaber für Nuklearmedizin und klinische molekulare Bildgebung. „Ganz deutlich wird auch, wie der Stoffwechsel in der untersuchten Region abläuft. Das bietet uns wichtige Anhaltspunkte dafür, wie eine Krankheit beim Patienten fortschreitet oder wie eine Therapie greift.“
Mit der neuen Anlage „Discovery NM/CT 670 Pro“ des Herstellers GE Healthcare ist Tübingen der momentan modernste Standort dieser Technologie weltweit, berichtet der Nuklearmediziner. Was diese Anlage von der bisherigen Technologie abhebt: Die neue Generation der SPECT/CT-Geräte liefert deutlich präzisere Darstellungen. Zudem ist es gelungen, Ungenauigkeiten zu minimieren, die man bisher bei dieser Art der Bildgebung in Kauf nehmen musste.
Auf dieser verbesserten Grundlage bietet das System nun erstmals auch quantifizierbare Aussagen. Die Ärzte können also mit mathematischer Genauigkeit definieren und abgleichen, wie intensiv die Aktivitäten im untersuchten Stoffwechsel sind. „Wir können unklare Krankheitsherde nun besser einschätzen und beurteilen“, sagt Prof. la Fougère. Dadurch kann man vielen Patienten weitere Untersuchungen ersparen. Zugleich sind die inneren Strukturen in den neuen Darstellungen viel exakter lokalisiert, bis in den Millimeter-Bereich.
„Informationen einer solchen Qualität haben wir bislang nur über ein anderes Untersuchungsverfahren erhalten, mit dem PET/CT“, erklärt Prof. la Fougère. Das neue Verfahren wird die PET/CT nicht ersetzen, ist aber eine sehr gute Alternative, beispielsweise wenn die Ärzte Bilder des Herzens oder der Knochen brauchen. In manchen Situationen ist es auch von Vorteil, dass die neue Anlage die Strahlung so präzise quantifizieren kann, präziser als ein PET/CT: wenn die Durchblutung der Lunge untersucht wird, wenn man bei Entzündungsherden bestimmte Fragen klären will, auch bei der Beurteilung von Schilddrüsenknoten und zur Diagnose der Parkinson-Krankheit.
Hinzu kommt: Die Patienten werden im modernen SPECT/CT einer geringeren Strahlenbelastung ausgesetzt, weil hier für die SPECT-Untersuchung eine niedrigere Dosierung der radioaktiv markierten Substanz ausreicht und zudem das CT mit einer geringeren Strahlenbelastung arbeitet.
Verglichen mit dem bisherigen SPECT/CT wird der Untersuchungsablauf für die Patienten etwas angenehmer, weil die neue Technologie schneller arbeitet. „Da Patienten für eine solche Untersuchung sehr still liegen müssen, um optimale Bilder zu erhalten, macht es schon einen Unterschied, ob es 30 Minuten oder nur 15 Minuten dauert“, verdeutlicht la Fougère. Der neuen Anlage genügen beispielsweise 20 Minuten, um die Knochenstruktur eines Patienten über den gesamten Körper zu scannen und dreidimensional darzustellen.
Mit einer SPECT/CT-Untersuchung ermitteln die Ärzte häufig, wie aktiv ein Tumor ist und wie hoch man bei diesem Patienten bestimmte Medikamente dosieren muss. Neben Krebs können auf diesem Weg auch Herz- und Lungenkrankheiten diagnostiziert werden, ebenso neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Epilepsie. Zudem liefern die Darstellungen des SPECT-CT den Ärzten viele wertvolle Hinweise darüber, auf welchem Weg sie einen Patienten am wirkungsvollsten therapieren können. Bei späteren Untersuchungen lassen sich die Erfolge einer Therapie mit großer Genauigkeit bestimmten und auswerten.
Weitere Informationen:
http://www.medizin.uni-tuebingen.de UniversitätsklinikumTübingen