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Prävention
Deutsche Leberstiftung begrüßt Screening auf Hepatitis B und C in der Gesundheitsuntersuchung
Die Bluttests sollen dazu beitragen, auch in Deutschland die hohe Dunkelziffer an unentdeckten Infektionen mit den beiden Hepatitis-Viren zu verringern und Betroffenen eine möglichst frühzeitige Behandlung anbieten zu können. Die Deutsche Leberstiftung engagiert sich seit vielen Jahren für die Etablierung von Vorsorgeuntersuchungen im Bereich der Lebererkrankungen und begrüßt diese Erweiterung als ersten wichtigen Schritt in die richtige Richtung – sieht jedoch noch weiteren Handlungsbedarf beim Kampf gegen Virushepatitis und andere Lebererkrankungen.
Virale und nicht-virale Lebererkrankungen haben eine Gemeinsamkeit: Die Erkrankungen verlaufen häufig mit unspezifischen Symptomen und werden oftmals gar nicht oder erst spät erkannt, wenn das Krankheitsstadium bereits fortgeschritten ist und zum Beispiel eine Leberzirrhose oder ein Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC) vorliegt. Weltweit stellen Lebererkrankungen eines der größten Gesundheitsprobleme dar und gehören zu den häufigsten Todesursachen. Allein an der chronischen Hepatitis B oder C sind weltweit circa 325 Millionen Menschen erkrankt – in Deutschland gehen Experten von mehreren Hunderttausend infizierten Menschen aus.
Bereits im Februar 2021 trat der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) in Kraft, der als neuen Bestandteil der „Gesundheitsuntersuchung“ einmalig den Test auf die durch Viren verursachten Lebererkrankungen Hepatitis B und Hepatitis C umfasst. Damit sollen bislang unentdeckte Infektionen mit den Hepatitis-Viren B (HBV) und C (HCV) erkannt werden. Die Verhandlungen der Ärzte und Krankenkassen über die Höhe der Vergütung und die Festlegung der Abrechnungsziffern sind nun abgeschlossen, sodass die Inanspruchnahme ab dem 1. Oktober 2021 möglich ist.
Im Jahr 2016 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Hepatitis B und Hepatitis C bis 2030 weltweit Ziele zur Elimination gesetzt. Über 190 Mitgliedsstaaten der WHO haben sich verpflichtet, der Virushepatitis im eigenen Land den Kampf anzusagen. Auch Deutschland beteiligt sich. Im April 2016 hat die Bundesregierung die Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C sowie anderer sexuell übertragbarer Infektionen („BIS 2030 – Bedarfsorientiert, Integriert, Sektorübergreifend“) beschlossen, die bis 2030 Hepatitis B und C wie auch HIV und andere Infektionskrankheiten erfolgreich bekämpfen will.
Theoretisch sind die Voraussetzungen für eine Zielerreichung gut: Gegen Hepatitis B gibt es eine wirksame Schutzimpfung, die Hepatitis C ist heute mit kurzer, nahezu nebenwirkungsfreier Therapie fast immer heilbar. Doch die Ergebnisse, die der WHO bis 2019 vorlagen, zeigten bereits vor der Corona-Pandemie, dass die ersten gesetzten Ziele in Deutschland nicht erreicht wurden. Grund ist vor allem die hohe Dunkelziffer nicht erkannter Fälle. Es ist davon auszugehen, dass viele Betroffene in Deutschland nichts von ihrer Erkrankung wissen. Und durch die Corona-Pandemie wurden die Bemühungen, Hepatitis B und C bis 2030 einzudämmen, weltweit zurückgeworfen. Erste Untersuchungen kommen zu alarmierenden Einschätzungen.
Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass das Bewusstsein der Bevölkerung für virale Infektionskrankheiten durch die Corona-Pandemie gestiegen ist und die Wichtigkeit von Prävention, Impfung und speziell Früherkennung erkannt wird.
„Es ist elementar, dass Lebererkrankungen möglichst früh erkannt und adäquat behandelt werden. Die Deutsche Leberstiftung setzt sich seit Jahren für die Feststellung der Leberwerte als Standardleistung im Rahmen von turnusmäßigen Gesundheitsuntersuchungen in Deutschland ein. Dass Versicherte ab dem vollendeten 35. Lebensjahr künftig den Anspruch auf ein einmaliges Screening auf Hepatitis B und Hepatitis C haben, ist zu begrüßen und ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung für mehr Lebergesundheitsbewusstsein“, betont Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, und merkt kritisch an: „Leider konnte sich das Plenum des G-BAs nicht darauf verständigen, das Virushepatitis-Screening bereits für Versicherte ab einem Alter von 18 Jahren einzuführen. Darüber hinaus bleibt die Forderung bestehen, dass angesichts der vielen unerkannt bleibenden Lebererkrankungen die Leberwerte im Blut (GPT, GOT und GGT) regelmäßig überprüft werden. Das gilt beispielsweise angesichts der stetig steigenden Zahlen von nicht-alkoholischen Fettlebererkrankungen (NAFLD) zumindest bei bestimmten Patientengruppen wie extrem übergewichtigen Erwachsenen und Kindern.“