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  • von Thomas Heckmann

Maßgeschneiderte Leukämie-Therapie

Defektes Regulatorgen - möglicher Angriffspunkt für Medikamente

DNA-Double-Helix. © Foto: Apers0n [Public domain], via Wikimedia Commons. This image was released by the National Human Genome Research Institute, an agency part of the National Institutes of Health, with the ID 85329.
DNA-Double-Helix. © Foto: Apers0n [Public domain], via Wikimedia Commons. This image was released by the National Human Genome Research Institute, an agency part of the National Institutes of Health, with the ID 85329.

Was genau die genetischen Ursachen für Blutkrebs sind, will Prof. Claudia Baldus, Oberärztin an der Charité in Berlin, jetzt klären. „Wenn wir die Ursache für die Erkrankung kennen, haben wir die Möglichkeit, Patienten mit maßgeschneiderten Therapien zu versorgen und die Heilungschancen realistisch abzuschätzen“, erläutert die Hämatologin.

Im Fokus ihrer aktuellen Untersuchung steht die ‚akute T-lymphoblastische Leukämie’ (T-ALL). Für diese Erkrankung sind noch keine spezifischen Therapieansätze verfügbar. Das will Baldus ändern. Ihre ersten Analysen dazu geben Hinweise auf Defekte in Genen für Regulatormoleküle, die die Markierung bestimmter Abschnitte im Erbgut steuern.

Durch die Entwicklung neuer Medikamente konnten Forscher in den vergangenen Jahren die Heilungschancen bei einzelnen Leukämieformen bereits wesentlich verbessern. Für den Großteil der Leukämiepatienten erfolgt die Behandlung – mangels Alternativen – noch immer mit einer Standard-Chemotherapie. Dadurch können bei weitem nicht alle geheilt werden. Darüber hinaus fehlt es an Kriterien, die eine verlässliche Abschätzung der Heilungschancen für jeden einzelnen Patienten ermöglichen. Grund dafür ist das „Gießkannenprinzip“ nach dem die Chemotherapie funktioniert: Sie hemmt generell alle schnell wachsenden Zellen. Eine bessere Wirkung erhofft man sich hingegen von neuen zielgerichteten Medikamenten, die nach dem Schlüssel-Schloss Prinzip gegen typische Merkmale der Leukämiezellen gerichtet sind. Um diese spezifischen Merkmale möglichst umfassend aufzudecken, setzten Forscher neue molekulargenetische Untersuchungsverfahren ein, wie zum Beispiel das „Next-Generation-Sequencing“. Damit lässt sich eine Vielzahl von Veränderungen nachweisen, die mit früheren Methoden unsichtbar blieben.

In einem aktuellen Forschungsvorhaben macht sich Claudia Baldus und ihr Forscherteam auf die Suche nach typischen Veränderungen im Erbgut von Patienten mit akuter T-lymphoblastischen Leukämie (T-ALL). Die Mediziner wollen dort geeignete Zielstrukturen für neue Medikamente identifizieren. „Mithilfe der neuen Technologie des Next-Generation-Sequencing haben wir die Möglichkeit, bisher unbekannte, für die Erkrankung aber wesentliche Defekte im Genmaterial aufzudecken“, erläutert Baldus.

In Vorarbeiten konnte das Team bei T-ALL Patienten bereits Veränderungen in wichtigen Genen nachweisen – Regulatorgene, die die DNA-Methylierung und damit die Aktivität der Erbgutabschnitte kontrollieren. Die Veränderungen in diesen epigenetischen Regulatoren sind von besonderem therapeutischen Interesse, da der Einsatz einer neuen Medikamentenklasse (demethylierende Substanzen) eine neue Therapieoption für T-ALL Patienten darstellen kann. Um die ersten Forschungsergebnisse zu untermauern werden die Berliner Forscher nun an einer großen und gut beschriebenen Patientengruppe eine umfassende Analyse zur Aktivität und Struktur der Regulatorgene vornehmen.
„Wir hoffen durch die umfassendere Untersuchungen von genetischen Veränderungen der Leukämiezellen in der Zukunft spezifischere Therapien nach dem Schlüssel-Schloss Prinzip für verschiedene Leukämiesubgruppen entwickeln zu können“, erläutert Claudia Baldus ihre Motivation.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 120.000 Euro. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Weitere Informationen zur Stiftung: www.wilhelm-sander-stiftung.de

Bernhard Knappe, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Wilhelm Sander-Stiftung
Prof. Dr. med. Claudia Baldus (Projektleitung), Charité, Campus Benjamin Franklin, Hämatologie, Onkologie, Tumorimmunologie, Tel.: 030 / 8445-4922/2337, eMail: claudia.baldus@charite.de
02.09.2013
05.10.2024, 20:52 | vth
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