Dass sich die Prognose für Betroffene verschlechtert, wenn der Krebs streut, ist bekannt. Dass es auch auf die Anzahl der Metastasen ankommt, hat jetzt erstmals eine internationale Studie nachgewiesen, an der Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) und der Ruhrlandklinik (Westdeutsches Lungenzentrum) mitwirkten.
Das Lungenkarzinom ist eine der häufigsten Krebserkrankungen, die immer noch oft tödlich endet: 2014 gab es in Deutschland geschätzt rund 55.600 Neuerkrankungen, 21 Prozent der Patientinnen und 16 Prozent der Patienten leben noch fünf Jahre nach Ausbruch der Krankheit. Doch wie bei den meisten Erkrankungen gilt auch hier, dass die Heilungschancen steigen, je früher sie erkannt wird. Das macht die Studie einmal mehr deutlich.
Die internationale Arbeitsgruppe analysierte Daten von weltweit 100.000 Patienten, die zwischen 1999 und 2012 an Lungenkrebs erkrankten. Gut tausend davon im fortgeschrittenen Stadium. Daraus konnten die Wissenschaftler schließen, dass Patienten mit nur einer Metastase eine Langzeitheilungschance von etwa 10 Prozent haben. Diejenigen, bei denen der Lungenkrebs bereits weiter gestreut hat, haben kaum noch eine Chance auf Heilung. Eine Therapie wird bei ihnen meist auf die Linderung von Symptomen und Folgen der Krebserkrankung ausgerichtet.
Dagegen werden „die Erkenntnisse, die wir durch die Studie gewonnen haben, die Behandlung von Betroffenen mit nur einer Metastase erheblich beeinflussen“, sagt Dr. Wilfried Eberhardt, Oberarzt an der Inneren Klinik am UK Essen und Geschäftsführer des Lungenzentrums am Westdeutschen Tumorzentrum Essen, und: „Voraussichtlich werden in Zukunft Primärtumor und Metastase lokal aggressiver therapiert werden.“ Dabei könne eine Chemotherapie die Behandlung sinnvoll ergänzen, ebenso wie minimal-invasive chirurgische Eingriffe und die hochpräzise stereotaktische Bestrahlung.