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  • von Thomas Heckmann

Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz e.V.

Sinnvolle Ergänzungen zur klassischen Tumortherapie

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Echinacea Sonnenhut © Foto: Katharina Scherer / pixelio.de

Dr. Jutta Hübner sprach am 10. April auf Einladung der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz in Koblenz über Komplementäre Behandlungsmethoden für Krebspatienten.

Viele Krebspatienten haben das Bedürfnis, selbst einen Beitrag zu ihrem Therapieerfolg zu leisten. Besonders groß ist das Interesse an sog. komplementären Behandlungsmethoden - was auch an der enormen Resonanz auf den Vortrag abzulesen war, den die Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz im April gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse in Koblenz im April angeboten hatte. "Grundsätzlich begrüßen wir diese Eigeninitiative von Patienten", sagte Referentin Dr. Jutta Hübner, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft. Allerdings sei es angesichts der vielfältigen Tipps, Mittel und Methoden nicht ganz einfach, zwischen wissenschaftlich fundierten und unseriösen Angeboten zu unterscheiden "Im harmlosesten Fall hat man vielleicht viel Geld für ein unwirksames Präparat ausgegeben. Im schlimmsten Fall können aber auch schädliche Neben- bzw. unerwünschte Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten", so die Ärztin weiter. In ihrem jüngsten Vortrag im Koblenzer Informations- und Beratungszentrum der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz plädierte die Expertin für komplementäre Behandlungsmethoden nicht nur für einen besonnen Umgang mit Vitaminen, Spurenelementen, Misteltherapie, Heilkräutern & Co., sondern insbesondere auch für einen intensiven Dialog zwischen Arzt und Patient.

 

Im Gegensatz zur Alternativmedizin, die sich als Ersatz zu konventionellen Therapieansätzen versteht, geht es bei der Komplementärmedizin um die Ergänzung zur klassischen Tumorbehandlung. Ziel ist es, mit verschiedenen Mitteln und Verfahren, die nicht zur konventionellen "Schulmedizin" zählen, die Verträglichkeit von Medikamenten zu verbessern, Nebenwirkungen zu lindern oder das allgemeine Wohlbefinden während der Therapie zu steigern. Da die Anwendung in der Regel zeitgleich oder zumindest zeitnah erfolgt, ist die Abstimmung mit dem behandelnden Arzt sehr wichtig - auch wenn es sich z. B. "nur" um ein frei verkäufliches Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke oder Drogerie handelt. Selbst normale Nahrungsmittel wie Grapefruitsaft oder an sich "harmlose" Naturheilmittel wie Johanniskraut können die Wirksamkeit von onkologischen Medikamenten stark beeinträchtigen. Andererseits müssen längst nicht alle Nebenwirkungen von konventionellen Behandlungsmethoden klaglos hingenommen werden. Hübner zufolge glauben viele Patienten immer noch, dass Übelkeit zwangsläufig zur Krebstherapie gehöre, die man eben erdulden müsse - anstatt den behandelnden Arzt nach einem anderen Präparat zu fragen, das ggf. besser vertragen wird.

 

Die Referentin warnte zudem davor, dass sich Betroffene selbst oder durch gut gemeinte Ratschläge von Angehörigen und Freunden zu sehr unter Druck setzen (lassen). Meist gelte die Faustformel: Man darf, aber muss nicht. Wichtig sei, dass die Patienten auf sich und ihren Körper hören und das jeweilige Ergänzungsmittel weglassen können, wenn es ihnen nicht gut tut. So könne z. B. die inzwischen relativ weit verbreitete Gabe von Mistelextrakt in manchen Fällen zu einer Verstärkung von allergischen Reaktionen führen - insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von onkologischen Medikamenten. Neben der Aktivierung des Immunsystems soll dadurch die Lebensqualität von Tumorpatienten positiv beeinflusst werden. Hier können aber auch ganz einfache Dinge wie ein Spaziergang mit dem Hund (auch dem des Nachbarn), Spielen mit den Enkelkindern oder ein Hobby ähnliche Effekte haben. Hübner riet Betroffenen daher dazu, eine Liste mit den ganz persönlichen Favoriten anzulegen. Anregungen dazu und individuelle Unterstützung biete auch die Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz mit ihrer psychoonkologischen Betreuung und einem breit gefächerten Veranstaltungsprogramm.

 

Ein weiteres Dauerthema von Krebspatienten betrifft die geeignete Ernährung und Versorgung mit speziellen Vitaminen und Spurenelementen, die bei der Bekämpfung eines Tumors hilfreich sein sollen. Grundsätzlich empfahl Hübner eine "bunte, mediterrane Kost". Extreme Vorsicht sei bei den so genannten Krebs-Diäten geboten. Zwar könnten Tumorzellen tatsächlich durch einen Mangel an Kohlehydraten (insbesondere Zucker) ausgehungert werden, doch führe dies letztlich zu einer Schwächung des gesamten Organismus. Denn: Um den Blutzuckerspiegel trotz Mangelernährung konstant zu halten, greift der Körper seine Reserven an und baut Fettdepots und insbesondere auch Muskelmasse ab. Hinzu kommt, dass Tumorzellen die Fähigkeit haben, ihren Stoffwechsel umzuprogrammieren mit dem Ergebnis, dass sich unerwünschte Krebsstammzellen bilden, die letztlich sogar zu einem stärkeren Wachstum des Tumors oder Resistenzen gegenüber onkologischen Medikamenten führen können. Wer aufgrund der Krebserkrankung oder Behandlung Schwierigkeiten mit einer normalen, ausgewogenen Ernährung hat, sollte eine fundierte Ernährungsberatung z. B. von seiner Krankenkasse in Anspruch nehmen, anstatt sofort zu speziellen Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen. Vitamine und Spurenelemente, die in normalen Nahrungsmitteln enthalten sind, können in der Regel nicht überdosiert werden und damit zu unerwünschten Neben- oder Wechselwirkungen führen, die hingegen bei entsprechend angereicherten bzw. hochdosierten Nahrungsergänzungs-mitteln auftreten können.

 

Aufgrund der großen Nachfrage bietet Frau Dr. Hübner am 05.06. ab 16 Uhr einen Zusatztermin zu diesem Thema an. Interessenten können sich bei der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz (Tel. 02 61 / 9 88 65-0, koblenz@krebsgesellschaft-rlp.de) anmelden. Die Teilnahme an der Veranstaltung, die von der Techniker Krankenkasse unterstützt wird, ist kostenfrei.

  

Pressemitteilung der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz e.V.
11.04.2013
06.03.2024, 15:44 | vth
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