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Symposium „Das Kolorektale Karzinom“
Darmkrebs im Fokus: Neue OP-Konzepte und Therapieansätze
Um Darmkrebspatienten eine gute Langzeitprognose und eine hohe Lebensqualität zu geben und sie darüber hinaus vor Beeinträchtigungen der Sexualfunktion oder vor Inkontinenz zu bewahren, ist es Ziel jedes Chirurgen nervenschonend zu operieren. Damit die innovativen Entwicklungen, wie das Neuromonitoring, der Einsatz von Navigationssystemen oder spezieller minimalinvasiver Chirurgie für möglichst viele Patienten zugänglich ist, ist ein regelmäßiger Austausch der Mediziner wichtig.
Eine erste Zwischenbilanz des vor einem Jahr in Kraft getretenen nationalen Krebsplan fällt positiv aus: zunehmend mehr Einrichtungen erfüllen die Qualitätskriterien der Fachgesellschaften und lassen sich zertifizieren.
Allein über 65.000 Mal wird die Diagnose Darmkrebs jährlich in Deutschland gestellt. Für letztlich fast 40 Prozent der Betroffenen eine tödliche Erkrankung. Im Vergleich zu anderen Krebsarten ermöglicht eine Vorsorge die Entstehung des Tumors ganz zu verhindern oder durch Früherkennung gute Heilungschancen zu haben. Stetige Verbesserung in Diagnostik, Therapie und insbesondere auch der medizinischen Versorgungsstruktur tragen dazu bei, allen Patienten eine möglichst optimale Versorgung zugänglich zu machen. Um die Entwicklungen und Innovationen zu kennen und etablieren zu können sind nach 2012 bereits zum zweiten Mal rund 250 führende Darmkrebs-Experten aus dem gesamten Bundesgebiet der Einladung von Univ.-Prof. Dr. Hauke Lang, MA, FACS, Direktor der Klinik Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Mainz und PD Dr. Ullrich Graeven, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Internistischer Onkologie, am 06. und 07. September zum Symposium „Das Kolorektale Karzinom“, nach Mainz gefolgt.
Dabei konnten die Mediziner u.a. den Einsatz des so genannten „Pelvinen Neuromonitorings“ als weltweit einziges Systems, welches den Patient u.a. vor Störungen der Sexualfunktion bzw. Harn- sowie Stuhlinkontinenz – einer der häufigsten funktionellen Störungen nach einer Darmkrebs-OP– bewahrt, live erleben und diskutieren. Im Rahmen eines Workshops am Vortag (05. September) hatten sie Gelegenheit, den Umgang des bislang einzigen im Einsatz befindlichen Systems selbst auszuprobieren. „Von der Entwicklung und dem Einsatz des Pelvinen Neuromonitoring versprechen wir uns viele Vorteile für unsere Patienten: wir sind überzeugt, dass wir nicht nur eine gute Langzeitprognose geben, sondern auch Lebensqualität erhalten zu können“, erklären die Entwickler des nervenschonenden Assistenzsystems, Prof. Dr. Werner Kneist, Oberarzt und Prof. Dr. Hauke Lang, MA, FACS, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie.der Universitätsmedizin Mainz.
„Das Pelvine Neuromonitoring resultiert aus sechs Jahren engagierter und intensiver Forschungsarbeit an der Universitätsmedizin Mainz. Prof. Dr. Hauke Lang, MA, FACS, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie hat gemeinsam mit seinem Team um Oberarzt Prof. Dr. Werner Kneist, ein wegweisendes System zur Marktreife geführt. Unterstützt wurde das Vorhaben unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einem Fördervolumen von bislang insgesamt rund 3,8 Millionen Euro. Dass das System mit der Patentierung offiziell das Siegel „Medizin made in Mainz“ trägt und somit auch das erste weltweit im Einsatz ist macht uns stolz und freut uns sehr“ erklären der Medizinische Vorstand und Vorstandsvorsitzende Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer und der Wissenschaftliche Vorstand Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann unisono.
Neben vielen Entwicklungen in der medikamentösen und operativen Therapie gab es für die Teilnehmer darüber hinaus spannende Einblicke bei moderierten Live-Operationen, unter anderem auch eine Operation zur Entfernung von Lebermetastasen bei Darmkrebs, sowie eine erste Zwischenbilanz zum Nationalen Krebsplan, der vor einem Jahr vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. „Die Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung, die Stärkung der Patientenorientierung und der Sicherstellung einer effizienten onkologischen Behandlung sowie die Verbesserung der onkologischen Versorgungsstruktur sind die vier relevanten Handlungsfelder des Nationalen Krebsplans. Die wohnortnahe, bedarfsgerechte und flächendeckende medizinische Versorgung spielt dabei eine wichtige Rolle, erläutert PD Dr. Ullrich Graeven, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO).
Allein im vergangenen Jahr sind über 100 Krebszentren neu gebildet worden, so dass es nun rund 860 in Deutschland gibt“, erläutert PD Dr. Ullrich Graeven, der Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO). „Das damit verliehene Siegel zeigt, dass in diesen Zentren nachvollziehbare Qualitätskriterien, wie interdisziplinäres Arbeiten und die Durchführung von Studien erfüllt werden. An dieser Stelle - wie an vielen kleineren Stellen auch - sind wir dank des Krebsplans ein deutliches Stück weitergekommen“, ergänzt abschließend Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.
Erläuterung zum Bild:
insatz des Pelvinen-Neuromonitorings durch Prof. Dr. Werner Kneist (Oberarzt an der Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Mainz - ganz links im Bild) bei einer Live-OP. Rechts zu sehen, der Bildschirm, auf dem der Operateur die Nervenstimulation als Kurve mitverfolgt.