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Krebs als Systemfehler – Internationale Konferenz am Deutschen Krebsforschungszentrum
Zur Tagung „Forum 2015: Tumor Microenvironment, Metabolism & Metastasis“, die in der Reihe der DKFZ-ZMBH-Allianz Foren stattfindet, luden das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) gemeinsam ein.
Während bösartige Tumoren früher häufig als lokal begrenzte Erkrankung betrachtet wurden, verstehen Wissenschaftler heute mehr und mehr, dass Krebs zumeist eine systemische, d.h. den gesamten Organismus betreffende Krankheit ist.
Krebszellen stehen im ständigen Austausch mit ihrer Mikroumgebung: Sie geben Signale an die gesunden Zellen des Körpers ab und empfangen im Gegenzug Botschaften aus dem Organismus. So veranlassen Krebszellen einerseits, dass Blutgefäße in den Tumor hinein wachsen, die ihn mit Nährstoffen versorgen und über die er streuen und Metastasen bilden kann. Andererseits ermöglichen diese Gefäße, dass Immunzellen einwandern und den Tumor angreifen können – oder aber das Tumorwachstum sogar unterstützen.
Aber nicht nur die direkte Umgebung eines Tumors, sondern auch weiter entfernte Regionen des Körpers können sich darauf auswirken, dass Tumoren entstehen, wachsen und sich ausbreiten: So beeinflussen etwa Stoffwechselveränderungen und Störungen des Immunsystems das Fortschreiten von Krebserkrankungen maßgeblich.
„Wir haben die weltweit führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf diesem spannenden Forschungsgebiet nach Heidelberg eingeladen,“ erklärt Hellmut Augustin, einer der Organisatoren der Konferenz.
Mit Douglas Hanahan, Direktor des Schweizer Krebsforschungszentrums in Lausanne, konnten die Organisatoren den Autor der meistzitierten Krebsforschungspublikation überhaupt („Hallmarks of Cancer“) als Redner gewinnen: Hanahan berichtete, wie Entzündungen die Wirksamkeit von Immuntherapien gegen Krebs beeinflussen.
Ebenfalls um Entzündungen ging es im Vortrag von Mathias Heikenwälder, der gerade erst ans DKFZ rekrutiert wurde. Er hat auf molekularer Ebene untersucht, wie entzündliche Veränderungen der Leber (etwa Hepatitis) Leberkrebs verursachen.
Celeste Simon, die Direktorin des Krebsforschungsinstituts der University of Pennsylvania in Philadelphia, sprach darüber, wie sich Tumorzellen an den lokalen Sauerstoffmangel innerhalb der Geschwulst anpassen und damit das Krebswachstum zusätzlich antreiben.
Insgesamt waren über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Tagung „Forum 2015: Tumor Microenvironment, Metabolism & Metastasis“ dabei. Die Konferenz fand in der Reihe der DKFZ-ZMBH-Allianz Foren statt, die von der strategischen Zusammenarbeit des DKFZ mit dem Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) organisiert wird.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.