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Dr. Michael Hudecek
Mediziner ins Junge Kolleg berufen
Eine Immuntherapie zielt darauf ab, die Kräfte des Immunsystems zur Behandlung von Krebs, Infektionen und anderen Krankheiten zu nutzen. T-Zellen zum Beispiel – das ist eine Gruppe der weißen Blutkörperchen – können Tumoren effizient angreifen und zerstören, wenn sie vorher im Labor für diesen Einsatz fit gemacht wurden.
Auf diesem Gebiet ist dem Würzburger Mediziner Dr. Michael Hudecek bereits vor einigen Jahren, bei seinem Postdoktoranden-Studium in den USA, eine weltweite Premiere gelungen: Die Forscher haben T-Zellen so verändert, dass sie gezielt an das Tumorprotein ROR1 andocken. Erste Tests waren positiv: In Laborversuchen und am Tiermodell zeigten die T-Zellen eine deutliche Aktivität gegen Leukämie und Brustkrebs.
Vorteile einer Immuntherapie
Das Tumorprotein ROR1 findet sich bei häufigen Leukämien und Lymphomen, aber auch bei manchen Formen von Brust-, Lungen- und Nierenkrebs. Auf gesunden Körperzellen dagegen kommt es kaum vor. „Das bedeutet, dass eine gegen ROR1 gerichtete Immuntherapie keine oder nur geringe Nebenwirkungen haben dürfte“, erklärt Hudecek, der an der Medizinischen Universitätsklinik II im Team von Professor Hermann Einsele forscht.
Ein weiterer Vorteil der Immuntherapie: Die T-Zellen sorgen dafür, dass sich das Aussehen der Krebszellen ins Gedächtnis des Immunsystems einbrennt. Bildet sich später irgendwo im Körper erneut ein Tumor vom selben Typ, kann es sofort reagieren und ihn selbstständig bekämpfen.
Klinische Anwendung als nächstes Ziel
Das große Ziel der Würzburger Mediziner ist es jetzt, diese Immuntherapie für die Anwendung beim Menschen weiter zu entwickeln. Ihre Zukunftsvision: Aus Patienten, deren Tumoren das Protein ROR1 tragen, isoliert man T-Zellen, verändert sie im Labor mit einem Rezeptor, der nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an das ROR1-Molekül auf Tumorzellen bindet, vermehrt sie und führt sie am Ende wieder den Patienten zu – als individuell maßgeschneiderte Therapie.
Doch bis das Realität wird, ist noch ein langer Weg zu gehen. Vorher sind laut Hudecek weitere Forschungen und ein aufwändiges Zulassungsverfahren nötig – schließlich müssen die therapeutischen T-Zellen wie ein neues Medikament behandelt werden. Entsprechend haben sie ein strenges Zulassungsverfahren zu durchlaufen, bevor sie erstmals an Menschen eingesetzt werden dürfen.
Pilotstudien bislang nur in den USA
„In Europa gibt es derzeit keine Pilotstudien mit Patienten, nur in den USA“. Dort seien die Ergebnisse ermutigend; Leukämie-Patienten konnten von der Therapie profitieren. Hudecek hat das aus der Nähe miterlebt, denn er hat fünf Jahre am renommierten Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle bei Professor Stanley R. Riddell geforscht, einem weltweit anerkannten Pionier der T-Zell-Therapie. Die neue Therapie wurde auch in den USA bisher nur an wenigen Patienten eingesetzt, doch es wird intensiv daran gearbeitet, sie in den routinemäßigen Einsatz zu bringen.
Als Anerkennung für seine erfolgreiche Arbeit und seine Konzepte zur Immuntherapie wurde Hudecek Anfang März ins Junge Kolleg der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Vom Austausch mit Wissenschaftlern aus anderen Fachgebieten, der in der Akademie besonders gut möglich ist, erwartet Hudecek fruchtbare Impulse für seine Arbeit.
Weitere Würzburger im Jungen Kolleg
Zum 1. März 2014 hat die Bayerische Akademie der Wissenschaften aus insgesamt 50 Bewerbern fünf neue Mitglieder für ihr Junges Kolleg ausgewählt. Damit besteht das Kolleg nun aus 20 jungen Wissenschaftlern. Von der Universität Würzburg sind neben Hudecek die Germanistin Katrin Dennerlein und die Infektionsbiologin Cynthia Sharma vertreten, beide bereit seit 2012.
Mit der Mitgliedschaft im Kolleg ist ein Forschungsstipendium von 12.000 Euro jährlich verbunden. Die Förderung läuft zunächst drei Jahre; sie kann nach einer Zwischenbegutachtung um drei weitere Jahre verlängert werden. Die Kollegiaten stellen während der Förderung ihre Forschungsvorhaben in interdisziplinären Veranstaltungen vor und diskutieren sie mit Spitzenwissenschaftlern aus dem Umfeld der Akademie. Finanziert wird das Junge Kolleg vom bayerischen Wissenschaftsministerium.
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist eine der größten und ältesten Akademien in Deutschland. Sie ist Gelehrtengesellschaft und Forschungseinrichtung von internationalem Rang. Mit rund 330 Mitarbeitern betreibt sie Grundlagenforschung in den Geistes- und Naturwissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und die kulturelle Überlieferung sichern.