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Schweiz
Nicolas Thomä erhält den Otto Naegeli Preis 2022
Nicolas Thomä, Forschungsgruppenleiter am Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research (FMI) in Basel, erhält den Otto Naegeli-Preis für medizinische Forschung – eine der renommiertesten wissenschaftlichen Auszeichnungen in der Schweiz. Thomä ist bekannt für seine bahnbrechende Forschung zum gezielten Abbau von Proteinen, die dazu beiträgt, das Wirkstoffdesign voranzutreiben.
Seit Beginn seiner Karriere hat Strukturbiologe Nicolas Thomä die Struktur und Funktionsweise von Proteinkomplexen erforscht, die für die Stabilität und Erhaltung des Genoms sorgen und häufig eine Rolle bei Krebs spielen.
Ein besonderer Schwerpunkt von Thomäs Forschung liegt auf niedermolekularen Therapeutika zum Abbau von krankheitsverursachenden Proteinen. Thomäs Forschung hat aufgezeigt wie einige kleine Moleküle als «molekulare Klebstoffe» funktionieren und so Wechselwirkungen zwischen einem Zielprotein und einem Enzym herstellen. Dieses Enzym markiert das Protein für den Abbau – ein Prozess, der als gezielter Proteinabbau bezeichnet wird («targeted protein degradation» auf Englisch). Solche molekularen Klebstoffe haben das Potenzial auf Proteine abzuzielen, von denen man bisher annahm, dass sie nicht beeinflusst werden können. Forschungen aus dem Labor von Thomä haben die Funktionsweise des molekularen Klebstoffs Thalidomid und seiner Analoga auf molekularer Ebene entschlüsselt. Bis heute gehören Thalidomid-Derivate zu den erfolgreichsten Medikamenten gegen verschiedene Formen von Blutkrebs.
Thomäs Forschung hat auch zu einem besseren Verständnis geführt, wie Proteine, die für das An- und Ausschalten von Genen unerlässlich sind, das DNA-Molekül im Zellkern binden können – dort ist die DNA eng um die Proteine gepackt und daher nicht leicht zugänglich. Darüber hinaus hat das Labor von Thomä Beiträge auf dem Gebiet der DNA-Reparatur geleistet. So wurden die Mechanismen aufgeklärt, mit denen Zellen eine durch ultraviolette (UV) Strahlung verursachte Form von DNA-Schäden erkennen. UV-induzierte DNA-Schäden spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Hautkrebs. Die Forscher der Thomä-Gruppe nutzen einen multidisziplinären Ansatz, der Biochemie und kryogene Elektronenmikroskopie (Kryo-EM) umfasst.
Nicolas Thomä ist der dritte FMI-Wissenschaftler, der mit dem Otto Naegeli-Preis geehrt wird: Forschungsgruppenleiterin Silvia Arber erhielt den Preis 2014 und Susan Gasser, emeritierte Forschungsgruppenleiterin und langjährige Direktorin, erhielt ihn 2006.
Die Preisverleihung findet am 14. Juni 2022 im Biozentrum der Universität Basel statt.
ÜBER NICOLAS THOMAE
Der 50-jährige gebürtige Deutsche Nicolas Thomä machte seinen Master und promovierte in Molekularbiologie an der Universität von Cambridge, UK. Nach seiner Tätigkeit als Postdoktorand am Max Planck Institut für molekulare Physiologie in Dortmund und am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York City, kam Thomä 2006 als Junior-Forschungsgruppenleiter an das FMI. Seit 2012 ist er Senior-Forschungsgruppenleiter am FMI.
Im Laufe seiner Karriere erhielt Thomä mehrere Auszeichnungen, darunter drei Stipendien des Europäischen Forschungsrats für herausragende Forscher (ERC grants). Im Jahr 2012 wurde er mit dem Novartis Leading Scientist Award ausgezeichnet.
ÜBER DEN OTTO NAEGELI PREIS
Der Otto Naegeli-Preis für medizinische Forschung wurde 1960 ins Leben gerufen zum Gedenken an Professor Otto Naegeli (1871-1938), angesehener Wissenschaftler und Dozent für Innere Medizin an der Universität Zürich. Mit 200 000 Schweizer Franken dotiert, wird er alle zwei Jahre an Forschende in der Schweiz vergeben mit dem Ziel, die medizinische Forschung anzuerkennen und zu fördern. Ausgezeichnet werden herausragende Arbeiten über biologische Wirkungsmechanismen oder neue therapeutische Ansätze. Der Otto Naegeli Preis zählt zu den angesehensten Wissenschaftspreisen der Schweiz.
Kontakt
Dr. Nicolas Thomä
E-Mail: nicolas.thomae@fmi.ch