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PHARMIG Academy
Was grenzüberschreitende Datennutzung im Gesundheitsbereich bringt
Darüber hinaus bietet er die Chance, eine ansässige Bevölkerung vor einer größeren Krankheitslast zu schützen. Etwa dann, wenn zuziehende Personen nicht im selben Ausmaß Schutzimpfungen oder andere wichtige Maßnahmen erhalten haben, wie sie womöglich im Zielland dank besserer Versorgung gang und gäbe sind. Nationale Gesundheitssysteme können voneinander lernen und dadurch verbessert, effizienter und stärker gemacht werden. Außerdem bietet die grenzüberschreitende Nutzung von Gesundheitsdaten einen enormen Nutzen für die Forschung und Wissenschaft – etwa hinsichtlich der Entwicklung und des Verlaufs von Krankheiten, verbesserter Diagnosemöglichkeiten und natürlich auch für die Entwicklung neuer Therapien und Medizinprodukte.
„Aufgrund dieses breiten Nutzens für uns als Bürgerinnen und Bürger der EU, aber auch für die Gesundheitssysteme im Allgemeinen begrüßen wir dieses umfassende EU-Projekt. Es läutet ein neues Zeitalter in der Zusammenarbeit von Gesundheitsdienstleistern, Politik, Behörden, Forschungsinstitutionen und Unternehmen, die im Gesundheitsbereich tätig sind, ein“, so Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG.
Ängsten, dass die individuellen Gesundheitsdaten in einem solchen gemeinsamen virtuellen Raum frei herumschwirren und von jedermann eingesehen werden könnten, wird mit umfangreichen Maßnahmen begegnet. Dazu zählt, dass Daten nur dann etwa für die Forschung, Versorgung, Politikgestaltung oder für Regulierungszwecke genutzt werden dürfen, wenn eine Genehmigung von einer der in allen Mitgliedstaaten einzurichtenden Zugangsstellen für Gesundheitsdaten vorliegt. Eine solche Genehmigung wird Forschungsinstituten, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen nur gewährt, „wenn die angeforderten Daten zu bestimmten Zwecken sowie in geschlossenen sicheren Umgebungen verwendet werden und ohne dass die Identität der betroffenen Person offengelegt wird“, wie es auf der offiziellen Seite der Europäischen Union heißt. Ebenso dürfen die Daten keine Grundlage für Entscheidungen bieten, die zum Nachteil von EU-BürgerInnen sind. Das kann etwa die Anpassung von Versicherungsprämien oder gar die Entwicklung schädlicher Produkte betreffen.
„Hier sind sich die Verantwortlichen dieses EU-Projektes äußerst bewusst, dass bei der Einrichtung eines solchen Datenraums die Ängste und Befürchtungen der Bürgerinnen und Bürger der EU nicht außen vorgelassen werden dürfen, sondern dass dabei absolut sichergestellt werden muss, dass Daten nicht missbräuchlich verwendet werden können“, ist Herzog überzeugt.
Gerade auch für die pharmazeutische Industrie ist die grenzüberschreitende Nutzung von Daten aus den einzelnen Gesundheitssystemen wichtig, um Produkte und Dienstleistungen darauf aufbauend und zielgerichtet weiterentwickeln zu können. „Wir können lernen, wie sich Krankheiten in bestimmten Bevölkerungsgruppen entwickeln oder ausbreiten, können Erfahrungen aus der direkten Versorgung der Patientinnen und Patienten in die Entwicklung von Therapien einfließen lassen und so an neuen, innovativen Produkten arbeiten und gleichzeitig auch unseren Beitrag dazu leisten, die Patientensicherheit zu erhöhen“, erläutert Herzog den Nutzen für die direkte Versorgung von Patientinnen und Patienten.
Nachdem eine öffentliche Konsultation stattgefunden und die Europäische Kommission einen finalen Vorschlag für die Einrichtung des EHDS erarbeitet hat, wird dieser in einem nächsten Schritt im Rat und im Europäischen Parlament erörtert. Über 810 Millionen Euro werden von der Kommission zur Unterstützung des EHDS bereitgestellt. Darüber hinaus wird das Projekt aus weiteren Fonds, beispielsweise dem RRF - Recovery and Resilience Facility, finanziert. Maßnahmen auf nationaler Ebene sind ebenso notwendig wie auf EU-Ebene und in der Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Interessenträgern, um einen gemeinsamen europäischen Raum für Gesundheitsdaten zu verwirklichen. Einen konkreten Zeitpunkt für das Go-live des EHDS gibt es derzeit noch nicht.