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Sicherheit im OP
Experten empfehlen konkrete Maßnahmen gegen drohenden Pflege-Notstand
Die Initiative "Sicherheit im OP" hat gemeinsam mit drei Expert*innen einen Katalog mit Vorschlägen erarbeitet, die Auswege aus der Pflege-Krise aufzeigen. Der vorgeschlagene Maßnahmen-Mix für eine deutliche Entlastung in der Pflege bei einem gleichzeitigen Plus an Sicherheit im OP-Alltag reicht von einer Imageaufwertung der Pflegeberufe und besseren Arbeitsbedingungen über den Einsatz benutzerfreundlicher und zeitsparender OP-Produkte bis hin zu einer an den Bedürfnissen der Pflege orientierten Digitalisierung. Interessierte können die Broschüre hier downloaden.
Der Hintergrund: Pflegepersonen arbeiten schon seit langer Zeit deutlich über die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus, und ihre Arbeitsbedingungen haben sich in der Pandemie weiter und sehr deutlich erschwert. Überlastungsbedingte Erkrankungen und Kündigungen sowie bevorstehende Pensionierungen werden den Pflegenotstand weiter verschärfen.
"Pflegeberufe müssen aktiv beworben werden, ihr Image muss modernisiert und konsequent verbessert werden", so Christian Schroffenegger, MSc, Verwaltungsdirektor und Prokurist des gemeinnützigen und öffentlichen Akutkrankenhauses der Elisabethinen in Graz. Er setzt für eine bessere "Usability und eine gut durchdachte, effiziente und hygienische Vorbereitung und Durchführung der OP" auf den Einsatz von Sets mit "spezifisch zusammengestellten OP-Abdeckungen und -Mänteln, Auffangbeuteln, Fixierungsmöglichkeiten etc." Diese mit wenigen Handgriffen verfügbar zu haben sei zeitsparend und entlastend, so der Verwaltungsdirektor.
DGKP Josef Zellhofer, Vorsitzender der ÖGB/ARGE-Fachgruppenvereinigung für Gesundheits- und Sozialberufe, unterstreicht die Belastung von Pflegepersonen ebenso und fordert daher: "Kurzfristig bedarf es unbedingt eines breiten Angebots an psychologischer Betreuung und Coaching für Pflegekräfte: als Krisenintervention, zum Regenerieren und Runterkommen." Wesentlich sei aus seiner Sicht auch die Entlastung der Pflege "von unnötigen Handgriffen". "Es darf also auch nicht bei benutzerfreundlichen Produkten eingespart werden, deren Einsatz die Arbeit der Pflege erleichtert und unterstützt, und außerdem Zeit spart. Wer hier einspart, bürdet Pflegekräften als Konsequenz zusätzlichen Arbeitsaufwand auf." Auch eine vernünftige, an den Bedürfnissen der Pflege orientierte Digitalisierung könne Pflegekräfte beträchtlich entlasten.
Melanie Prenner, MSc, ist Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson mit Sonderausbildung im OP-Bereich. Sie hat für ihre Projektarbeit und für ihre Master-Thesis am Zentrum für Management im Gesundheitswesen der Donau-Universität Krems Online-Fragebögen von OP-Pflegepersonen, OP-Assistent*innen und Anästhesie-Pflegepersonen eines Wiener Krankenhauses ausgewertet. OP-Material kann unter Umständen auch Mängel aufweisen, deren kurzfristige Behebung oder ihr Austausch im Alltag könne als zusätzlicher Aufwand betrachtet werden. Prenner dazu: "Fehlerhaftes Material auszutauschen bedeutet eine beträchtliche Zusatzbelastung für das OP-Management und OP-Personal. 86 Prozent der von mir Befragten schätzten Einweg-Abdeckungen als benutzerfreundlicher ein und sehen sie als etwas weniger hinderlich bei der Arbeit", so Prenner.
Die Initiative "Sicherheit im OP" zielt darauf ab, einen Beitrag zur Sicherheit für Patient*innen und Personal in Österreichs Krankenhäusern zu leisten. Der Fokus liegt auf dem Stellenwert der Infektionsprophylaxe und der optimalen Ablauforganisation für die OP-Sicherheit. Die Initiative "Sicherheit im OP" setzt sich für die Einhaltung der strengen Richtlinien der Infektionskontrolle und Hygiene im OP ein. Getragen wird sie von der PAUL HARTMANN Ges.m.b.H., der Lohmann & Rauscher GmbH und der Mölnlycke Health Care GmbH.