Einfachere Erkennungsmethode: Forscher der Berner Frauenklinik setzen als eine der Ersten europaweit den fluoreszierenden Farbstoff ICG bei Bauchspiegelungen ein, um damit Wächterlymphknoten zu identifizieren.
Bisher wurde bei der Behandlung von Gebärmutterhalskrebs eine kleine Menge Radioaktivität gespritzt, um Wächterlymphknoten im unteren Teil des Beckens aufzuspüren.
Wächterlymphknoten sind die erste „Vorhut“ der Lymphknoten und weisen auf das Stadium und die Ausbreitung des Krebses hin. Daher werden sie zusammen mit dem Krebsgewebe operativ entfernt.
Ärzte der Frauenklinik am Inselspital setzen bei Bauchspiegelungen als eine der Ersten europaweit dafür den Farbstoff ICG (Indozyaningrün) ein, wie die in der Zeitschrift Annals of Surgical Oncology veröffentlichte Studie zeigt. Spritzen die Ärzte den fluoreszierenden Farbstoff zu Beginn der Operation, sehen sie die Wächterlymphknoten nachher blau auf dem Bildschirm leuchten. Mit der bisher verwendeten Methode konnten die Ärzte die Lymphknoten nicht sehen, sondern nur hören. Mit einer Sonde spürten sie die mit Radioaktivität markierten Wächterlymphknoten auf.
Einfachere und günstigere Methode
„Mit der neuen Methode können wir die Lymphknoten besser erkennen“, sagt Prof. Michael Mueller, Chefarzt an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Leiter des Gynäkologischen Krebszentrums am Inselspital. Die nicht-radioaktive Markierung ist nicht nur vorteilhaft für die Patientin und den Operateur, sondern sogar auch massiv günstiger. Die Kosten für das ICG sind im Vergleich zur radioaktiven Methode 30-mal tiefer. Pro Eingriff spart das rund 1000 Franken.
Bisher wurde der Farbstoff ICG in die Venen gespritzt, um bei Leber, Galle oder im Gehirn Gefässe sichtbar zu machen. Zum Aufspüren von Wächterlymphknoten ist ICG in den USA und Schweden erst in der roboterassistierten Chirurgie eingesetzt worden.
Die Ärzte des Gynäkologischen Krebszentrums haben die neue Methode bisher bei 105 Patientinnen mit Endometrium- oder Zervixkarzinom eingesetzt. Zurzeit forschen sie daran, ob man diese Markierungsmethode auch bei Gebärmutter-, Brust- und Schamlippenkrebs einsetzen kann.