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Medizinische Hochschule Hannover
Vertreter von Weltreligionen segnen modernisierte Kinderintensivstation der MHH
Anschließend besuchten und segneten sie die neue Kinderintensivstation. Die MHH hat insgesamt mehr als 800.000 Euro in die Modernisierung der größten Kinderintensivstation im deutschsprachigen Raum investiert. Dabei wurden die medizinischen Geräte, vor allem das Monitoring und die Infusionstechnik, auf den neuesten Stand gebracht und die Räume neu gestaltet. Während der sechsmonatigen Bauphase lief der Betrieb auf der Station weiter. An dem Symposium „Leben, Sterben und Tod von Kindern aus Sicht der Weltreligionen“ nahmen Vertreter des Christentums, des Buddhismus und des Judentums teil.
Die Modernisierung der Station mit 18 Betten war dringend notwendig. Wichtige medizinische Geräte waren nicht mehr auf dem neuesten Stand. „Das betraf beispielsweise die Infusions- und Monitoringtechnik genau so wie die Echokardiografie- und Ulltraschalltechnik. Stark sanierungsbedürftig waren auch die Belüftungsanlage und die nicht isolierenden Fenster in den Patientenzimmern“, erklärt Professor Dr. Philipp Beerbaum, Direktor der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin. Hinzu kam, dass die Zimmer kalt wirkten und sehr niedrige Zimmerdecken hatten. „Die Sanierung hat viele dieser Probleme lösen können“, stellt Professor Beerbaum fest. So wurde nicht nur in neue medizinische und räumliche Technik investiert, sondern auch in die Gestaltung der Patientenzimmer.
Neues Farb- und Lichtkonzept
Ein spezielles Farb- und Lichtkonzept drängt den vorherrschenden Eindruck der Technik zurück und macht den Aufenthalt für die kleinen Patienten und ihre Eltern angenehmer. Bunte Graffiti geben der Station einen individuellen Charakter. Auch das Stationsteam profitiert von der Neugestaltung. Ein Beispiel dafür ist die Gangbeleuchtung, die dem Tag-Nacht-Rhythmus angepasst ist. Vor allem die Farb- und Lichtkonzepte wurden durch großzügige Spenden realisiert. „Die Modernisierung stellt einen substanziellen Fortschritt dar“, sagt der Klinikdirektor. Dennoch bleibe viel zu tun. „Sehr wichtig wäre beispielsweise ein großer medientechnisch gut ausgerüsteter Seminarraum für multidisziplinäre Besprechungen und Fortbildungen“, erläutert Professor Beerbaum.
Multireligiöse Segnung als Zeichen der Toleranz
Eine Kinderintensivstation stellt den Grenzbereich zwischen Leben und Tod von Kindern dar. Die betroffenen Familien erleben diese elementare Lebensphase nicht im gewohnten häuslichen Umfeld, sondern in der fremden Umgebung einer Klinik. „Ich sehe unsere Station 67 als Raum, in dem wir uns engagiert und mit Empathie den kleinen Patienten vorurteilsfrei widmen – ohne Bewertung ihrer Herkunft, ihrer Religion und ihres Geschlechts“, sagt Dr. Michael Sasse, leitender Oberarzt der Kinderintensivstation. „Alle Patienten sollen sich auf der Station wiederfinden. Die Segnung durch die Weltreligionen ist ein Signal der Wertschätzung an die multireligiösen Familien.“ Die Veranstaltung soll nicht nur als Zeichen der Toleranz verstanden werden, sondern auch als Möglichkeit für das Stationsteam, sich mit den Eigenheiten der unterschiedlichen Religionen und deren Sichtweise auf die Intensivmedizin vertraut zu machen. „So verschaffen wir uns mehr Sicherheit im Umgang mit den kleinen Patienten und ihren Angehörigen. Das trägt auch zur eigenen Arbeitszufriedenheit bei“, erklärt Dr. Sasse.
Für Katastrophenfälle besser gerüstet
Die Station 67 ist die größte Kinderintensivstation im deutschsprachigen Raum. Das 80-köpfige Stationsteam aus Ärzten, Pflegekräften, Psychologen und Seelsorgern betreut rund 1.000 Kinder und Jugendliche pro Jahr. Auf der Station gibt es 18 Betten und sieben Patientenzimmern – daran hat sich durch die Modernisierung nichts verändert. Allerdings gibt es jetzt mehr potenzielle Stellplätze, zum Beispiel für Katastrophenfälle. Bisher gab es von den Kindern, den Eltern und auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur positive Reaktionen auf die Neugestaltung. „Ein Junge hat nach dem Aufwachen aus der Narkose nicht glauben wollen, dass er in einer Klinik ist, er fand es dafür auf unserer Station viel zu schön“, berichtet Dr. Sasse. Allgemein wird das Farbkonzept als sehr warm, liebevoll und lebendig wahrgenommen.