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Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V.
Infektionsrisiko bei Ultraschall: Kann die Vaginalsonografie Patientinnen gefährden?
Die Vaginalsonografie wird zunehmend eingesetzt, um Erkrankungen im Bereich von Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcken zu diagnostizieren. Für die Untersuchung führt der Frauenarzt dabei einen Ultraschallkopf in die Scheide ein. „Das Infektionsrisiko wird bei intakter Scheidenschleimhaut insgesamt als gering eingeschätzt“, sagt Dr. Sebastian Werner vom akkreditierten Prüflabor für Medizinproduktesicherheit HygCen in Schwerin. Für Robert Koch-Institut und Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gehören diese Art der Ultraschallköpfe deshalb zu den semikritischen Medizinprodukten der Kategorie A. Semikritisch bedeutet, dass die Geräte zwar nicht mit Blut, inneren Geweben und Organen in Berührung kommen. „Eine Infektion ist jedoch vor allem bei einer Verletzung oder Erkrankung der Schleimhaut nicht ganz auszuschließen“, erklärte Dr. Werner, Referent der diesjährigen MEDICA EDUCATION CONFERENCE. Schutzhüllen für die Schallköpfe bergen nach Dr. Werner eine unklare Fehlerrate und ersetzen nicht eine wirksame Aufbereitung des Ultraschallkopfes nach der Anwendung am Patienten.
Die Empfehlungen sehen vor, dass Ultraschallköpfe patientenbezogen nach jedem Gebrauch gereinigt und desinfiziert werden müssen. Eine Dampfsterilisation ist nicht möglich, da sie die Elektronik zerstören würde. „Ultraschallköpfe sind thermolabil“, sagt Dr. Werner. Die Desinfektion ist bei semikritischen Medizinprodukten mit unterschiedlichen Chemikalien möglich. „Die eingesetzte Substanz muss jedoch auf die speziellen Infektionsrisiken in der Vagina Rücksicht nehmen“, fordert Dr. Werner. „Übertragen werden können nicht nur Krankheitserreger aus der Scheide, sondern auch Keime aus der Darmflora, den Harnwegen und dem Perianalbereich – das ist der Bereich rund um den Anus.“ Dazu gehören laut Dr. Werner Bakterien wie Mykoplasmen und Chlamydien, tierische Einzeller (Protozoen) und Hefepilze sowie behüllte und unbehüllte Viren. Auch Wurmeier oder bakterielle Sporen werden von den Empfehlungen als potenziell problematisch betrachtet. Die Ansprüche an die verwendeten Desinfektionsmittel sind deshalb hoch. Dr. Werner erklärt: „Sie müssen bakterizid, mykobakterizid und sporizid sein. Zur Abtötung von Hefen ist zudem eine levurozide Wirksamkeit und zur Inaktivierung von Viren eine Wirksamkeit gegen behüllte und unbehüllte Viren erforderlich.“
Die virusabtötende Wirkung ist in der Vagina besonders wichtig, da humane Papillomaviren (HPV) für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. Die Anforderung an die „Viruzidie“ werden durch die europäische Norm prEN 16777 und die Leitlinie RKI/DVV 2012 festgelegt. Vorsicht ist geboten, da laut Dr. Werner in Studien nach Aufbereitung von transvaginalen Ultraschallsonden noch Gene von humanen Papillomaviren (HPV) nachweisbar waren. „Dies lässt darauf schließen, dass bei ungenügender Aufbereitung der Sonden HPV übertragen werden könnten“, warnt Dr. Werner. Der Gynäkologe könnte dann, ohne dies zu wollen, Krebserkrankungen bei seinen Patientinnen verursachen. Der Experte betont: „Dies ist ein von vielen Hygieneexperten unterschätztes Problem.“
Die Fachkommission „Hygienische Sicherheit medizintechnischer Produkte und Verfahren“ der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) hat derzeit zwei geeigneten validen Aufbereitungsverfahren das Prüftestat für die hygienische Sicherheit verliehen. Beide Verfahren stehen allen dran interessierten Medizinern zur Verfügung. Ein Verfahren basiert auf der Desinfektion durch UVC-Strahlung, das andere auf der Wasserstoffperoxid-Desinfektion.