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Krebsgesellschaft
Lieferengpass Tamoxifen – Krebsgesellschaft fordert besseres Frühwarnsystem
Der Lieferengpass bei Tamoxifen fußt nach Angaben des Verbandes Pro Generika auf Lieferschwierigkeiten des Grundstoffs. Demnach haben Wirkstoffhersteller aus Kostengründen die Produktion von Tamoxifen eingestellt, zudem gibt es nur noch wenige Zulieferer im Markt. Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft e. V., sieht deshalb wachsenden Bedarf hier gegenzusteuern: „Auch in der Vergangenheit waren Krebsbetroffene immer wieder mit Lieferengpässen konfrontiert, etwa bei Chemotherapeutika. Wir benötigen dringend ein besseres Frühwarnsystem und entsprechende Möglichkeiten, ein drohendes Versorgungsdefizit rechtzeitig abzuwenden.“ Dazu sei es unter anderem nötig, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen besseren Überblick darüber erhalte, wo Arzneimittelhersteller von wenigen Zulieferern oder Standorten abhängig sind. Denn fällt ein Standort aus, könne aus einem Lieferengpass rasch ein Versorgungsengpass werden. „Arzneimittel sind keine einfachen Konsumgüter, sondern besondere Güter für die medizinische Versorgung. Wir benötigen ein System, mit dem wir vorausschauend planen und schnell reagieren können“, sagt Bruns.
Tamoxifen kommt vor allem bei Brustkrebspatientinnen mit einem hormonabhängig wachsenden Tumor zum Einsatz. Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der Antiöstrogene. Er blockiert die Bindung von Östrogenen an die entsprechenden Andockstellen (Rezeptoren) der Krebszellen. Durch das fehlende Wachstumssignal kommt es zu einer Abnahme der Zellvermehrung und zu einer Hemmung des Wachstums hormonabhängiger Tumorzellen. „Tamoxifen ist für Brustkrebsbetroffene mit einem hormonrezeptor-positiven Tumor ein fester Bestandteil der Therapie und wird meist über Jahre eingenommen“, sagt Prof. Dr. Jens-Uwe Blohmer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft und Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Brustzentrum der Charité. Er verweist auf mögliche Behandlungsalternativen: „Vom Lieferengpass ist aktuell vor allem die Dosierung von 20 mg betroffen. Die Dosierung kann durch 2x10 mg-Tabletten ersetzt werden. In einigen Fällen kann auch eine andere antihormonelle Therapie eingesetzt werden, allerdings können hier mehr Nebenwirkungen entstehen. In jedem Fall sollten die Patientinnen mit der behandelnden Onkologin oder dem behandelnden Onkologen Rücksprache halten,“ so Blohmer. Auch er verweist auf die Notwendigkeit eines Frühwarnsystems zur Abwendung von Versorgungsengpässen.
Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie der DKG hat gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften eine Stellungnahme mit Behandlungsalternativen herausgegeben. Die Stellungnahme ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.krebsgesellschaft.de/deutsche-krebsgesellschaft/klinische-expertise/...